Beruf Modebloggerin: Stress oder Strass?

Im zarten Alter von 14 Jahren hat Sara Bow angefangen zu bloggen und bald darauf begonnen, erste Videos für Youtube zu drehen. Ihr Herz schlägt für Mode und Kosmetik. Sie veröffentlicht Outfit-Posts, Tutorials, Rezensionen und ihre Fangemeinde wächst. Inzwischen hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Wir haben uns mit Sara getroffen und über ihren Werdegang zur Berufs-Bloggerin gesprochen.

Blog Sara Bow

Medianauten: Liebe Sara, magst du dich und deine Arbeit bitte einmal vorstellen?

Ich bin 21 Jahre alt, blogge über Outfits und Kosmetikprodukte und bin Make-Up Artist. Außerdem habe ich zwei Youtube-Kanäle. Einen im Fashion- und Beauty-Bereich, da zeige ich was ich neu gekauft habe und gebe Tipps für das Styling. Auf meinem Zweitkanal rezensiere ich Bücher und versuche junge Menschen dazu zu bringen mehr zu lesen.

Du hast mit 14 Jahren schon angefangen zu bloggen. In welcher Situation warst du damals? Warum hast du damit angefangen?

Das hat einen einfachen Grund: Ich war zu faul zum lernen und habe meine Zeit lieber im Internet verbracht. Dort habe ich amerikanische Blogger entdeckt, die Outfits fotografieren und diese online stellen. Ich fand das wirklich cool und habe ich mich einfach selbst vor den Spiegel gestellt und fotografiert. Damals habe ich mir noch mit ‘Paint’ das Gesicht schwarz angemalt, dass mich niemand erkennt. Den Leuten haben meine Outfits aber gefallen und das Ganze kam ins Rollen.

Was sind die ersten Schritte, wenn jemand anfangen möchte zu bloggen?

Man muss sich als erstes überlegen über was man bloggen möchte. Dazu muss man sich selbst kennen und wissen was man für ein Typ ist. Mein Style ist zum Beispiel elegant, aber gerne mit verrückten Accessoires. Manche Blogs berichten ausschließlich über Nagellack, andere schreiben für besonders helle Haut. Es gibt überall Nischen und man sollte in die Richtung gehen, die einen selbst am meisten interessiert. Da hat man am meisten zu berichten und ist authentisch. Erst wenn man die eigene Nische gefunden hat kann man sich einen Namen und ein Layout suchen.

Hast du am Anfang Fehler gemacht, die andere nicht machen sollten. Beziehungsweise ein paar Tipps für angehende Blogger?

Da ich zu einer Zeit angefangen habe, in der alles noch ganz neu war, konnte man nicht wirklich Fehler machen. Jeder war froh wenn er überhaupt ein Foto posten konnte. Heutzutage musst du viel mehr auf Qualität achten. Am besten hast du einen Fotografen. Was ich zum Beispiel am Anfang auch nicht wusste ist, dass in Deutschland ein Impressum Pflicht ist. Das müsst ihr haben, sonst macht ihr euch strafbar!

Bei welchem Hoster hast du angefangen?

Bei blogger.de, das war nämlich kostenlos. Da hieß mein Blog noch xfashionvictimx.blogspot.com. Daraus wurde dann Balkan-Couture, weil ich ursprünglich aus Serbien bin. Da aber die häufigsten Suchbegriffe für meinen Blog ‘Balkan-Nude’ und ‘Balkan-Porn’ waren, habe ich das nochmal geändert. Daraus ist Sara Bow entstanden und das ist jetzt mein Künstlername.

Wie entstehen deine Blog-Beiträge?

Ziemlich spontan! Ich sollte eigentlich besser planen, dass ich Beiträge auch mal vorbereiten kann, aber das schaffe ich irgendwie nicht. Fest ist aber, dass ich einmal die Woche Bilder mit meiner Fotografin mache und einmal die Woche Produktbilder. Aber die Idee was ich poste oder dazu schreibe, kommt ganz spontan.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Nach dem Aufstehen checke ich E-mails, das ist immer ein Haufen! Danach werden Termine wahrgenommen. Ich fliege oft in andere Städte für verschiedene Firmen, da geht auch viel Zeit drauf. Wenn gar nichts ansteht schreibe ich Blog-Beiträge und schneide Videos, das dauert nämlich immer ewig. Aber ich kann das Video schneiden und Bilder bearbeiten irgendwie nicht aus der Hand geben, das mache ich alles selbst.

Dein Blog hatte zahlreiche Stammleser, dann kamen erst die Videos dazu. Warum wolltest du auch auf Videos setzen?

Mit Youtube habe ich erst vor 2-3 Jahren angefangen. Eine befreundete Youtuberin hat gesagt, Sara du quatscht so viel, versuch das mal und dann habe ich das probiert. Ich wollte ja eigentlich als Make-Up Artist arbeiten und dachte mir mit den Videos kann ich mich besser bewerben und meinen Kunden zeigen, was ich kann.

Was muss man tun, um auf Youtube erfolgreich zu sein?

Der beste Tipp ist ganz locker in die Kamera reden, wie mit der besten Freundin. Das mögen die Menschen. Außerdem ist gutes Equipment Pflicht! Eine gute Kamera, guter Ton sind Standard, weil die Menschen eine hohe Qualität gewöhnt sind. Man kann sich nicht mehr wie früher einfach hinsetzen und losreden.

Auf Youtube erklärst du Mode-Trends oder gibst Make-Up Tipps. Es gibt zahlreiche Kanäle die über dieses Thema berichten. Wie stichst du heraus?

Bei mir ist anders, dass ich nur über High End-Marken berichte. Man wird keine DM-Hauls oder Make-Up für unter 5 Euro bei mir sehen. Davon gibt es einfach schon zu viele und ich benutze die Produkte auch selber gar nicht. Meine Rezensionen wären unnatürlich. Ich habe bei Douglas gearbeitet, kenne die Marken gut und wähle gezielt aus. Meine Auswahl spricht eine ältere Zielgruppe an, das ist eine Besonderheit.

Es gibt auch einen Zweit-Kanal in dem du über Bücher sprichst. Ist das einfach eine Herzensangelgenheit oder ist es allgemein wichtig, dass man nicht nur ein Thema abdeckt?

Beides! Man hat ja auch nicht immer Lust, den ganzen Tag über Make-Up zu reden. Erst in der Arbeit und dann am Abend auf Youtube. Da ich schon immer viel gelesen habe, dachte ich mir das ist ein super Ausgleich. Ich hatte schon eine große Community auf meinem Beauty-Kanal und konnte viele Follower davon mitnehmen. Es ist auch wirklich viel schöner jemanden zu motivieren ein Buch zu lesen, als sie zum Kauf eines Lippenstiftes zu bringen.

Würdest du es empfehlen, mehrere Kanäle nebeneinander zu führen?

Klar! Man kann das so machen wie ich und beide Kanäle thematisch ganz strikt trennen. Man kann auch gleich einen Kanal machen, auf dem man mehrere Themen behandelt. Es sind keine Grenzen gesetzt.

Bist du in einem Youtube-Netzwerk oder hast eine Meinung dazu?

Ich bin noch bei Mediakraft, da bin ich gleich am Anfang hingekommen. Ich kannte mich damals selbst nicht aus und brauchte Hilfe, um in dem Buisness zurecht zu kommen. Ich kann es sehr jungen Mädels und Jungs empfehlen, weil man einen Ansprechpartner hat. Aber wenn man Youtube als richtigen Job machen möchte, empfehle ich es nicht. Da sollte man sich besser selbst einen Manager suchen. Meine Erfahrung ist, dass man als Individuum in Netzwerken zu wenig gepushed wird. Das Ziel ist eher die Masse.

Wie findet man einen eigenen Manager?

Bei mir macht das eine Freundin, die inzwischen für mich arbeitet. Ich wusste sie kann super Deals abwickeln, mit Firmen kommunizieren und mich super verkaufen. Und jetzt bekommt sie eben ein Prozentanteil meiner Einnahmen und das läuft super.

‘Sara Bow’ ist inzwischen quasi eine eigene Marke. Um Leute zu erreichen nutzt du viele andere social Media-Kanäle: Facebook, Twitter, Pinterest, Instagram… Wie wichtig ist es, mehrere Kanäle zu nutzen?

Sei am besten überall angemeldet! Aber man sollte jedes soziale Netzwerk unterscheiden und kann nicht überall das gleiche posten. Bei Twitter reicht eine kurze Benachrichtigung, dass ein neues Video online ist. Bei Instagram liest niemand, da postet man dann vielleicht ein Foto vom ‘Outfit des Tages’ und bei Facebook gibt es eine Video-Vorschau. Dann sehen die Leute was sie erwartet und klicken darauf. Die Netzwerke sind nur dazu da um auf meine Hauptkanäle zu verlinken, deshalb ist es so wichtig die Menschen von überall abzugreifen.

Wie organisierst du deine vielen, verschiedenen Kanäle?

Es ist wahnsinnig zeitintensiv. Ich habe inzwischen jemanden eingestellt, der für mich postet. Auf Facebook sollte man so 5 mal am Tag etwas neues bringen, auf Instagram vielleicht 3 mal. Twitter funktioniert bei mir automatisch. Wenn ich ein Video hochlade, gibt es gleich einen Tweet. Ich wünschte das wäre bei den anderen Kanälen auch so.

Inzwischen kannst du vom Bloggen leben. Wann und wie hast du das erste Geld verdient?

Ich weiß so spontan gar nicht mehr was meine erste Kooperation war, war wohl nix spannendes. Aber erst einmal habe ich 5 Jahre gebloggt, ohne auch nur einen Cent zu bekommen. Erst dann ging es los. Vor 2 Jahren bin ich dann den Schritt gegangen, meinen Vollzeit-Beruf zu kündigen, um mehr Zeit für das Bloggen zu haben. Mehr Zeit für Videos bedeutet eine bessere Qualität und das ist gleich mit mehr Chance auf Geld.

Was sind No-Gos beim Thema Werbung für dich?

Man sollte nur Werbung für etwas machen, das zu einem passt. Also für Marken, die man auch wirklich verwendet. Wenn ich als Fashion-Blogger Bierwerbung verbreite, nimmt mich keiner Ernst. Und die Follower sind auch angepisst, weil sie Bier eben nicht interessiert. Auch ganz wichtig ist, dass man Werbung in eigene Worte verpackt, damit es natürlich wirkt. Man darf sich nicht vorschreiben lassen, was man zu schreiben hat.

Was sagst du dazu, dass manche Firmen wollen, dass man Werbung nicht als solche markiert?

Das wird irgendwann auffallen und ist illegal! Viele Blogger wissen gar nicht, dass man Werbung markieren muss. Wenn ich ein Bild poste auf dem ich Schuhe trage, die ich irgendwann mal gratis zugeschickt bekommen habe, schreibe ich das auch nicht jedes mal darunter. Aber jeder muss für sich selber wissen, was er macht und was nicht. Genauso wie man wissen muss, ob man illegale Drogen nimmt oder nicht. Seriöse Firmen werden aber nicht verlangen, dass man Werbung nicht markiert.

Was ist im Moment deine Haupteinnahmequelle?

Obwohl der Youtube-Kanal mehr Abonnenten hat als der Blog, bringt der mehr ein. Es gibt Monate, da laufen Affiliate Links super. Aber manchmal poste ich offensichtlich auch Zeug, das einfach niemand kaufen will. Dann laufen gesponsorte Videos besser. Da stelle ich zum Beispiel dann einen Online-Shop vor. Aber wirklich auch nur solche, die ich selbst gut finde.

Du bietest inzwischen auch an, dass man dich als Make-up Artist buchen kann. Ihr habt eine Blogger-Beratung gegründet. Wann und warum hast du angefangen dich als Selbstständige zu vermarkten?

Mir war klar, dass ich mit 30 Jahren nicht mehr Videos drehen werde. Deshalb baue ich jetzt schon ein zweites Standbein auf. Meine Ausbildung und Erfahrung im Make-Up Bereich habe ich ja schon und ich wusste, dass ich das auch später machen will. Deshalb habe ich mir schon vor 5 Jahren die Domain visagistbuchen.de gekauft und gesichert. Da baue ich gerade eine Agentur auf. Vor 2 Monaten kam dann das dritte Unternehmen dazu: bloggerberatung.de, dort wollen wir Menschen helfen ihren Blog zu erstellen oder zu verbessern. Gerade sind es nur große Youtuber, die uns buchen. Diese wollen endlich für ihre Arbeit entlohnt werden. Die Zuschauer zahlen ja keinen Cent, wenn sie die Videos sehen. Für Zeitung oder Serien muss man zahlen, also ist es doch nur fair, dass der Blogger auch entlohnt wird. Trotzdem ist es verpönt.

Kann man über Produkte überhaupt neutral berichten, wenn man dafür Geld annimmt?

Viele denken wir machen Werbung und lügen darin drauf los. Aber das stimmt nicht! Ich gehe nur Kooperationen ein mit Firmen, deren Produkte ich gerne verwende. Da kann ich dann auch wirklich nichts negatives darüber sagen. Es ist mehr so, dass Mädels die kein Geld nehmen das Buisness kaputt machen. Warum sollte eine Firma mich bezahlen, wenn eine andere Youtuberin über das Produkt spricht und sich mit dem Lippenstift als Gegenleistung zufrieden gibt?! Also mein Vermieter nimmt keine Lippenstifte als Bezahlung an. Ich erwähne Produkte, ja das stimmt, aber wen es nicht interessiert, der kann ja wegklicken.

Wie wichtig ist es sich früh ein zweites Standbein aufzubauen?

Das wichtigste ist es die Schule, die Ausbildung oder das Studium zu beenden. Ich sehe das Bloggen nicht als einen Job für immer und in Deutschland kenne ich nur eine Hand voll Menschen die vom Bloggen gut leben können. Deshalb unbedingt!

Was ist unterschätzt am Beruf des Bloggers?

Die Leute denken sicher, ich sitze den ganzen Tag in High-Heels und perfekt geschminkt in schicken Cafés und tratsche über die neueste Kollektion. Dabei ist es super viel Büroarbeit. Die meiste Zeit trage ich Jogginghosen und sitze zuhause am Schreibtisch. Da ist man fast froh, wenn man sich mal stylen darf. Ich habe mindestens einen 10 Stunden Tag, kenne keinen Sonntag und im Urlaub war ich 4 Jahre nicht.

Was ist dein schönstes Blogging-Erlebnis bisher?

Das war definitiv die Tokio-Fashion-Week! Dort war ich mit befreundeten Bloggern und habe mein Herz in Tokio gelassen. Diese Reise war wunderschön. Man verbringt Zeit mit Kollegen, die deine Freunde sind und ich war sehr dankbar das erleben zu dürfen.

Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen?

Dass ich meine beiden Firmen weiter ausbauen kann. Aber das Business ist super spontan und so spontan muss man auch selbst sein. Ich verfolge gespannt wie sich Youtube oder das Bloggen entwickelt und versuche immer richtig zu reagieren. In Deutschland etabliert es sich langsam, dass Blogger mit ihrer Arbeit Geld verdienen. Ich denke das wird weiter zunehmen und das hoffe ich auch. Es wäre toll wenn immer mehr Menschen von ihrem Hobby leben könnten.

Bildquellen: © Sara Bow

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