The lost boy: Videos statt langer Texte

Frei nach dem Motto „Dream all day and never grow up“ erschuf Michael das phantasievolle Blog-Universum The lost boy. Michael ist aber nicht nur Blogger. Er hat Kulturjournalistik studiert, arbeitet in der Redaktion einer Fernsehshow und veröffentlicht Videos auf Youtube. Im Interview erzählt er, wie ihn sein Studium beeinflusst hat und warum er immer mehr auf Videos setzt.

The lost boy

Warum hast du angefangen zu bloggen? In welcher Situation warst du damals?

Ich habe schon mit 15 Jahren für große Magazine gearbeitet und versucht, mich so viel wie möglich mit einflussreichen Leuten aus der Medienbranche zu connecten. Ich wusste bereits im Kindergarten, wohin ich gehen möchte und was meine Ziele sind. Diese habe ich nie aus den Augen gelassen. Ein Blog war der schnellste Weg dorthin. Ich lebe für den Journalismus und das geschriebene Wort. Ein Blog ist die perfekte Möglichkeit, meiner Leidenschaft Ausdruck zu verleihen. Ich blogge nicht, um Kleidung geschenkt zu bekommen, sondern, um mir und meinen Träumen einen Platz zu geben.

Hast du Fehler am Anfang gemacht, die andere vermeiden sollten oder andere Tipps und Tricks für den Blogstart?

Jeder macht Fehler und das ist auch gut so. Als ich 2009 mit dem Bloggen begonnen habe, gab es fast noch keine anderen Blogger. Deswegen gab es auch keine Tipps. Und das war wichtig, denn so konnten wir üben und ausprobieren, so viel wir wollten. Ich finde nicht, dass man immer für alles Tipps und Ratschläge braucht. Blogs brauchen viel Zeit und man muss an ihnen wachsen. Wer mit einem Blog erfolgreich sein will, wird sicherlich erst mal scheitern und mit viel Geduld Erfolg haben. Meine Tipp ist, dass man es nur machen sollte, wenn man Spaß daran hat. Wer einen Blog startet, um Geld zu verdienen, ist bereits gescheitert.

Es gibt wahnsinnig viele Menschen, die über Mode und Lifestyle bloggen. Wie sticht man aus der Masse hervor?

Ich will gar nicht durch meine Person herausstechen. Ich lasse meine Arbeit und meine Bilder für sich sprechen. Ich hoffe, dass ich durch die Qualität meiner Beiträge abhebe.

Was macht einen Fashion-Blog deiner Meinung nach erfolgreich?

Geduld, gute Kontakte zu Agenturen Firmen und Marketing.

Du hast Kulturjournalistik studiert. Hat das Studium deinen Blog beeinflusst?

Mein Studium hat mich darin beeinflusst, dass ich stärker auf Text, Bildsprache und Überschriften achte. Außerdem habe ich wohl eine bessere Verbindung zum Journalismus als andere Blogger. Ich habe mir aber fast alles selbst beigebracht und ich bin der Meinung, dass Praktika und ein starkes Netzwerk wertvoller sind als ein Studium. Trotzdem rate ich allen Bloggern, fertig zu studieren und sich erst dann mit einem Blog selbständig zu machen.

Ich habe gelesen, dass du als freier Journalist arbeitest. Erhältst du über deinen Blog Aufträge oder ist die journalistische Arbeit ein zweites Standbein, getrennt vom Blog?

Neben meinem Blog und meinem YouTube-Kanal arbeite ich für Firmen und Verlage. So berate ich diese zum Beispiel in Social-Media-Fragen, erstelle Image-Konzepte und schreibe Texte. Momentan arbeite ich in der Redaktion einer großen Fernsehshow und kümmere mich um Inhalte und Booking. Solche Angebote kommen vor allem wegen meinem Blog, da die Firmen sehen, dass ich bereits internationale Kontakte habe, die wertvoll für die jeweiligen Arbeiten sind.

Kannst du etwas dazu sagen, wie sich das Verhältnis von Social Media und dem Journalismus entwickeln wird?

Social Media ist ein riesen Thema für den Journalismus. Die Leute hören langsam aber sicher auf, lange Texte zu lesen. Das merke ich auch auf meinem Blog, weswegen ich drei Videos die Woche veröffentliche. Dennoch denke ich, dass Printmagazine noch lange nicht tot sind. Für mich sind nicht die Social-Media-Kanäle schuld am Aussterben der Magazine, sondern die Chefredakteure. Es wird seit Jahren über das Internet geschimpft, anstatt es gewinnbringend einzubinden. Fast alle Magazine sind mit ihren Online Angeboten zu spät dran und Blogger werden immer noch nicht ernst genommen. Das ist schon verrückt, wie leichtfertig man seine Reichweite da verschenkt, nur weil man zu stolz ist, über seinen Schatten zu springen.

Gibt es No-Gos oder Tipps im Umgang mit Social Media besonders als Blogger?

Wenn man einen Social-Media-Kanal privat betreibt gibt es keine No Gos. Betreibt man ihn als Blogger und will damit Geld verdienen, sollte man darauf achten, dass der Feed immer ordentlich ist und einen roten Faden enthält. Dennoch denke ich, dass man es nicht übertreiben sollte. Viele Blogger richten ihr Leben nach Instagram und machen es sich unnötig schwer. Ich kann allen nur raten, den Schwerpunkt auf dem Blog zu haben. Denn Instagram kann in zwei Tagen tot sein, doch dein Blog besteht weiterhin.

Wie organisierst du dich, um regelmäßig auf allen Kanälen Beiträge zu veröffentlichen?

Durch meine zusätzliche Tätigkeit als freier Journalist bin ich stark strukturiert und versuche jede Minute zu nutzen. Ich habe einen festen Tagesablauf und weiß, um wieviel Uhr ich welchen Inhalt veröffentliche. Meine Woche ist eine 7 Tage Arbeitswoche und ich arbeite wirklich sehr viel. Dennoch mache ich alles aus dem Bauchgefühl heraus. Wenn ich nicht bereit bin, mache ich auch keine Blogposts. Manchmal schreibe ich fünf Blogposts am Tag. Manchmal vier Wochen lang keinen einzigen.

The lost boy- Michael Späth

Man kann auf deinem Blog viel über Mode erfahren. Aber man erhält auch Einblick in dein Leben. Warum setzt du auf eine Vielfalt an Themen und spezialisierst dich nicht beispielsweise nur auf Kleidung?

Ein Blog wie meiner wird nicht gelesen, weil sich die Leute über Klamotten informieren wollen, sondern, weil sie mehr aus meinem Leben erfahren wollen. Dieses Jahr war ich bereits in London, New York, Berlin, Tokio, Kyoto und vielen anderen Städten. Ich reise viel und versuche, meine Leser mitzunehmen. Eine Spezialisierung auf nur ein Gebiet würde keinen Sinn machen. Dann können die Leute auch die VOGUE lesen, wenn sie etwas über Klamotten erfahren wollen.

Das Bloggen ist inzwischen dein Full Time Job. Wie hat sich die Bloggerszene über die Jahre verändert?

Beim Bloggen geht es mittlerweile um viel Geld. Damals, als ich angefangen habe, haben wir als Bezahlung einen Pullover bekommen. Heute könnte man sich ein Auto davon kaufen. Aber damals habe ich auch eine Stunde Arbeit am Tag investiert, heute knappe 14 Stunden.  

Was sollten Blogging-Neulinge beachten, wenn sie erste Einnahmen generieren wollen?

Es ist wichtig, das zu machen, auf was man Lust hat und was Spaß macht. Bloggen ist keine Bandarbeit. Alle Mädchen wollen jetzt das Bloggen anfangen, weil sie Klamotten und Reisen geschenkt haben wollen. Deswegen machen sie den Fehler und kopieren erfolgreiche Blogger. Doch das will keiner sehen. Wer erfolgreich sein will, muss seinen eigenen Weg gehen. Wer keine eigenen Ideen hat, sollte das Bloggen lassen und lieber etwas anderes anfangen. Um Geld zu verdienen, ist es sehr wichtig, gute Beiträge und hervorragende Kontakte zu Agenturen und Firmen zu haben. Ohne Kontakte geht in der Bloggerwelt nichts.

Was ist dein schönstes Blogging-Erlebnis bisher? Welche Tipps möchtest du angehenden Bloggern mit auf den Weg geben?

Ich erlebe jeden Tag viele großartige Blog-Erlebnisse. Eines der schönsten Erlebnisse war die Reise nach Japan. Dort waren wir in Tokio und Kyoto, saßen in der Tokio Fashionweek Front Row und haben eine echte Geisha kennengelernt. Auch die London Fashionweek war toll. Da saß ich, als einziger deutscher Blog, bei der Burberry und Moschino Show neben Größen wie Anna Wintour. Ich wurde von der VOGUE und GQ fotografiert und lernte Leute wie die Olsen Twins oder Lucky Blue Smith kennen. Ich schlafe in Hotels, in denen bereits Grace Kelly schlief und werde zu Reisen eingeladen, von denen ich noch heute träume. Das Bloggerleben ist eine Traumwelt, die viel Arbeit und Zeit kostet und jeden Tag aufs Neue vorbei sein kann.

Ich sage immer: Das Bloggerleben ist eine Achterbahn. Heute bist du ganz oben und morgen schon vergessen. Deswegen: Mach auf was du Lust hast und genieße jeden Moment.

Bildquelle: © Michael Späth

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