Michael Krawczyk: Seit 20 Jahren BR-Redakteur – trotz abgebrochenen Volos

Michael hat es nie wirklich lange in einer Redaktion ausgehalten. Bis er irgendwann beim BR landete und blieb. Wie sein Weg dorthin aussah, hat er uns im Interview verraten.

Was hast du studiert?

Ich habe Theaterwissenschaft in Erlangen studiert. Der Studiengang wurde dann in Theaterwissenschaft und Neue Medien umbenannt, als die Fächer Hörfunk und Journalismus hinzukamen. Zudem habe ich noch Politik mit Schwerpunkt Naher Osten und Germanistik mit Schwerpunkt Neuere Deutsche Literatur studiert.

Welche journalistischen Erfahrungen hast du bereits während deines Studiums gemacht?

Zunächst einmal semesterlang gar keine. Damals gab es noch keinen Privatfunk oder Lokalfunk. Die ersten fünf Semester habe ich vor mich hin studiert, weil die wenigen Medien wie der BR oder die großen Tageszeitungen mich einfach ignoriert haben. Denen hatte ich zu dem Zeitpunkt schlicht weg zu wenig Erfahrung.

Ich habe tatsächlich erst im siebten oder achten Semester mein erstes Hörfunkpraktikum bei Radio Mainwelle gemacht. Im Anschluss ging es sehr schnell: Ich lernte einen Journalisten von der evangelischen Funkagentur kennen und konnte dann dafür einiges machen. Über einen Kollegen entstand dann auch der Kontakt zum nordbayrischen Kurier. Und so konnte ich dort auch endlich eine Hospitanz machen.

Du hast ein Volontariat bei der BLR gemacht, einem Zulieferer für viele Lokalradios. Wie hast du das erlebt?

Ich wusste damals nicht, was auf mich zukommt. Die BLR ist für die Nachrichten und einige Beiträge der bayrischen Lokalradios zuständig.  Mein Volontariat sollte eigentlich alles beinhalten, irgendwann habe ich fast nur noch Nachrichten gemacht.  Wenn dich jemand einstellt und merkt, dass du in einem Bereich gut bist, setzen sie sich bevorzugt in diesem Bereich ein. Doch irgendwann will man natürlich auch etwas anderes ausprobieren, dazu ist das Volontariat ja da. Ich hätte zum Beispiel gerne moderiert und das wäre erst im zweiten Jahr der Fall gewesen. Doch zu dem Zeitpunkt habe ich mein Volo schon abgebrochen.

Hat dir das geschadet?

Ich hatte damals furchtbares Herzklopfen, weil man ein Volontariat ja nicht einfach so abbricht. Es gab damals allerdings einige Unstimmigkeiten zwischen der BLR und mir.

Mir wurde beispielsweise ein abgekürztes (ein statt zwei Jahre) Volontariat versprochen, doch nach einem Jahr war davon keine Rede mehr. Das kam bei mir damals nicht so gut an. Und dann war da noch das liebe Geld. Mir war damals das Gehalt schlichtweg zu wenig, das Leben in München war ja damals schon teuer.

Wie ging es dann für dich weiter?

Ich habe mich schon während des Volontariats bei der BLR bei Antenne Bayern beworben, damals einer der besten Adressen in Deutschland. Im Bewerbungsgespräch wurde ich gleich gefragt, wann ich anfangen kann. Also habe ich das Volontariat ganz offiziell gekündigt und habe bei Antenne angefangen.  Was mir die BLR nicht mehr beigebracht hat, habe ich dann dort gelernt. Und die haben auch deutlich besser bezahlt.

Dort konnte ich dann auch endlich moderieren, das habe ich vor allem nachts. Das war super zum Üben. Irgendwann war im Gespräch, dass ich in den Vormittag wechseln sollte, doch bevor das passieren konnte, bin ich schon wieder weitergezogen.

Und dann bist du zum Mitteldeutschen Rundfunk gewechselt.  

Genau, es ging zum Mitteldeutschen Rundfunk. Sputnik, der Nachfolger von DT64, dem legendären DDR Jugendradio. Das war ein Rockradio, das damals nur über Schüssel zu empfangen war und gar nicht über UKW. Ein Kollege hat mir dazu geraten, weil er gemeint hat, dass ich dort vermutlich auch längere Features produzieren kann. Da das genau meinen Vorstellungen entsprach, bin ich mit fliegenden Fahnen nach Halle an der Saale gezogen. Da hat es mir auch gut gefallen, doch als freier Mitarbeiter habe ich wohl zu selten Nein zu Extra Schichten gesagt. Schon nach einer Woche wusste jeder, dass ich auch einmal Nachrichten gemacht habe und irgendwann habe ich 16 oder 18 Stunden Tage gehabt. Ich hab vermutlich nie so gut verdient wie in dieser Zeit, doch irgendwann war ich körperlich und nervlich am Ende. Nachdem ich leider auch noch einen kleinen Eklat mit dem dortigen Chef hatte – wir hatten natürlich beide Recht – habe ich dort gekündigt.

Das waren relativ viele Job innerhalb kurzer Zeit. Was kam dann?

Ich war zunächst einmal arbeitslos.  Ich wollte dann meine Doktorarbeit schreiben und habe sie auch schon angemeldet. Während einer längeren Autofahrt habe ich dann eine Stunde lang B5 gehört. Ich war von dem Sender begeistert, der zu dem Zeitpunkt erst fünf Jahre alt war. Also habe ich gleich am Nachmittag dort angerufen und gefragt, ob ich während meiner Doktorarbeit dort zweimal die Woche arbeiten kann. Ich habe also den kürzesten Lebenslauf meines Lebens geschrieben und bin nach München gefahren. Nach einer halben Stunde Gespräch mit Wolfgang Aigner, meinem späteren Chef, wurde ich bei B5 eingestellt. Allerdings nicht nur für zweimal die Woche, sondern als Pauschalist (fester Freier) für fünf Tage die Woche.

Du bist jetzt seit fast 20 Jahren bei B5. Wurde es dir dort irgendwann zu gemütlich?

Ich habe mich dort zum ersten Mal fachlich und menschlich zu Hause gefühlt. Aktuelles Arbeiten ist anstrengend, doch die Redaktion war so genial besetzt, dass ich gar nicht wechseln wollte. Außerdem wurden wir auch immer ermutigt Beiträge auch an andere Redaktionen zu verkaufen. Das habe ich dann eine zeitlang auch fleißig gemacht und zum Beispiel Features an B2 verkauft. B5 war also immer mein Standbein und die anderen Redaktionen wurden zu meinem Spielbein.

Irgendwann wurde das allerdings zu einem Zeitproblem, weil ich anfing beim Ausbildungsradio M94.5 zu arbeiten. Außerdem bekam ich einen Lehrauftrag am Institut für Kommunikationswissenschaften und unterrichte an der Akademie der bayrischen Presse.

Ab und zu wird immer noch angefragt, von Kollegen der Innen- und Außenpolitik. Das freut mich auch immer wieder sehr, doch inzwischen habe ich auch gelernt Nein sagen zu können.

Bilder © Michael Krawczyk, BR, BR/Theresa Högner 

Das könnte dich auch interessieren:

Victoria Michalczak: Vom Germanistikstudium in die Journalistenschule

,
Victoria ist seit Oktober Teil der 54. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule (DJS) und erzählt uns im Interview von ihrer Aufnahmeprüfung, der Ausbildung und ihren Plänen.

Ohne Studium ins Volontariat – und ins Kultur-Ressort beim Münchner Merkur

,
Katja Krafts Worte treffen immer. Ein bisschen wie Karla Kolumnas, nur besser. Wie Katja zum Journalismus kam - ganz ohne Studium - liest du hier.

Über Michael Krawczyk: 

Michael Krawczyk hat Theaterwissenschaft und Neue Medien in Erlangen studiert. Danach ging es für den gebürtigen Schwaben in die Landeshauptstadt München. Nach einem Volontariat bei der BLR verschlug es ihn zu Antenne Bayern und dem MDR. Seit inzwischen zwanzig Jahren arbeitet Michael bei B5. Neben seiner Arbeit als Nachrichtenredakteur, arbeitet er zusätzlich für die Bayrische Akademie der Presse, afk M94.5 und doziert an der LMU.

Michaels Tipps für junge Journalisten findet Ihr hier.

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert