Mitzieher: Tutorial für Einsteiger

Das Thema Mitzieher (engl. pan, panning) ist im Bereich der dynamischen Motosportfotografie ein großer Begriff. Zurecht, denn nur damit gelingen stimmungsvolle Fotos von sich bewegenden Objekten – doch was sind Mitzieher überhaupt? Und wie macht man sie?

Stefan Brencher, seines Zeichens erfahrener Motorsportfotograf bei USED4.net, gibt in einem Praxistipp-Bericht seine Erfahrungen zum Thema Mitzieher preis und zeigt eine Reihe brillianter Ergebnisse seiner bisherigen Einsätze auf den verschiedensten europäischen Rennstrecken:

Mit einem Mitzieher ist das Verschwenken der Kamera beim Auslösen gemeint. Das klingt zunächst sehr merkwürdig, da man die Kamera üblicherweise möglichst still halten muss, um ein scharfes Foto zu erzielen. Hier die Ausnahme: Wollt ihr ein sich bewegendes Objekt fotografieren, sollte das Foto möglichst viel Dynamik bekommen, da es sonst wie ein Standbild wirkt. Nehmen wir als Negativbeispiel ein fahrendes Auto:

auto-foto-still

Da sowohl das Auto selbst, als auch die Räder und der Hintergrund scharf sind, könnte man annehmen, dass der Subaru auf der Rennstrecke parkt, was er natürlich nicht tut. Diesen Effekt kann man vermeiden, indem man für das Bild die Mitzieher-Technik verwendet und die Belichtungszeit auf 1/80s oder mehr erhöht.

Nun kommen wir der Sache schon sehr nah:

mitzieher-auto-wald

Dieses Foto wurde als Mitzieher umgesetzt. Dadurch, dass nur das Auto selbst scharf ist, die Räder und der Hintergrund aber gegen die Bewegungsrichtung verschwommen sind, sieht man dem Auto direkt die Geschwindigkeit an und das Bild erhält deutlich mehr Dynamik als das statische Negativbeispiel des oben gezeigten Fotos.

Mitzieher selber schießen – So geht’s:

Ich benutze für Mitzieher generell die Blendenautomatik (Nikon A und Canon Tv), gebe der Kamera eine Belichtungszeit vor und lasse sie die passende Blende dazu bestimmen. Wer noch nie einen Mitzieher gemacht hat sollte mit 1/100 – 1/125s Belichtungszeit beginnen und sich dann langsam nach unten arbeiten. Grenzen nach unten gibt es nicht.

Nun braucht Ihr den passenden Ort, den es aber nahezu überall zu finden gibt. Ideal ist eine stark befahrene Straße in eurer Nähe. Am Anfang sucht Ihr euch an besagter Straße einen Platz mit etwa 50-70m Abstand zur Straße, von dem aus Ihr die vorbeifahrenden Autos möglichst lange sehen könnt. Natürlich könnt ihr jedes sich bewegende Objekt als Motiv benutzen, allerdings eignen sich Autos gut als Übungsobjekt.

mitzieher-auto-rennstreckeAuch der Fokuspunkt spielt eine Rolle. Ihr sollten bei den kleineren DSLR-Kameras den mittleren Fokuspunkt auswählen, da dieser in der Regel der schnellste und präziseste ist. Als Fokusmodus empfehle ich den Modus, bei dem der Fokus dem Objekt folgt, also nicht auf einem Punkt haften bleibt. Bei Canon heißt das AI-Servo, bei Nikon AF-C.

Jetzt solltet Ihr einfach loslegen. Kamera ansetzen, durch den Sucher ein vorbeifahrendes Auto betrachten, fokussieren und dann während dem Mitziehen auslösen. Das ist schon fast der ganze Trick! Bei dieser Fototechnik gibt es natürlich noch einiges mehr zu beachten wie zum Beispiel die Brennweite, sowie den Abstand und den Winkel zum Motiv.

Wie immer in der Fotografie gilt: Es gibt keine festen Regeln. Mitzieher sind ein künstlerischer Effekt der euch auf ein nächstes Level der Fotografie bringt. Man braucht eine ruhige Hand und einige Versuche um perfekte dynamische Mitzieher zu machen. Der Eine kann es sofort, der Andere braucht ein bisschen Übung. Gebt euch Zeit und probiert es immer und immer wieder!

Mitzieher - Auto auf RennstreckeIch selbst habe mich einen Tag lang in die Sachskurve am Hockenheimring gesetzt und mir selber gesagt: „Heute kein Bild mit kürzerer Belichtung als 1/60!“ – klar der Anfang wird ein bisschen matschig. Hier und da verrutscht der Fokus, doch nach kurzer Zeit merkt man schon, wie alles besser von der Hand geht und die Ergebnisse stetig überzeugender werden.

Abschließend einige Beispiele, die anschaulich zeigen, welch hervorragende Ergebnisse sich mit den oben genannten Tipps erzielen lassen. Alle Fotos sind mit Belichtungszeiten zw. 1/20 und 1/60s entstanden, brauchen also etwas Übung. Das letzte Foto wurde mit einem Handy aufgenommen und zeigt, dass sich die grundlegende Technik des Mitziehers durchaus auch auf anderen Endgeräten anwenden lässt!

Galerie – Mitzieher auf der Rennstrecke

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