Youtuber Steve Heng im Interview: Einfach machen!

Steve Heng ist gelernter Film- und Videoeditor. Nach seiner Ausbildung hat er sein Fachabitur nachgeholt. Um sein Können im Schnitt während dieser Zeit nicht zu verlernen, beschloss er einen Youtube-Channel aufzumachen und die ersten Videos für ‘BreakoutTV’ entstanden. Wir haben Steve für ein Interview getroffen und gefragt, was Youtube-Einsteiger beachten sollten.

Was sind die ersten Schritte, wenn man einen Kanal eröffnen möchte?

Ganz ehrlich: Einfach machen! Mehr ist es wirklich nicht.

Klingt sehr einfach. Aber muss man nicht beim Anlegen des Kanals oder dem Design etwas beachten?

Jeder hat einmal angefangen und da hat man seinen Stil wahrscheinlich noch nicht gefunden. Klar kann man gleich von Anfang an ein tolles Logo haben, aber wenn die Inhalte keinen interessieren, bringt das nichts. Ich würde wirklich empfehlen, dass man gar nicht so viel darüber nachdenkt, wie man starten soll. Viel wichtiger ist, dass man authentisch ist. Bei vielen berühmten Youtubern war die Qualität ihrer Videos am Anfang auch total schlecht und jetzt sind sie sehr erfolgreich.

Vor welche Herausforderungen ist man als neuer Youtuber gestellt?

Man muss einige Hürden meistern. Zum Beispiel gibt es negative Kommentare und das ist zum Teil echt verletzend. Ich war auch so ein Kandidat, dem so etwas nahe gegangen ist. Kommentare, die einfach nur gemein sind, muss man manchmal einfach hinnehmen. Aber es gibt auch konstruktive Kritik und die ist sehr hilfreich, um sich zu verbessern.

Warum hast du dich für das Genre “Comedy/Entertainment” entschieden?

Ich bin eigentlich ein sehr ruhiger Mensch. Da ist es toll, wenn man in seinen Video mal mehr aus sich herausgehen kann und eine ganz andere Seite zeigt.

Stichwort Equipment: Was braucht man am Anfang unbedingt? Was kann man sich sparen?

Es muss nicht gleich zu Beginn die High-End Kamera sein. Heutzutage können Smartphones mit Full-HD aufnehmen, das reicht am Anfang. Wichtiger ist es, überhaupt mal anzufangen, mit den Mitteln die man hat. Steigern kann man sich immer noch! Ich finde es immer toll zu sehen, wenn sich ein Youtuber langsam alles selbst aufbaut.

Wie organisierst du dich, um regelmäßig Videos hochladen zu können?

Ich bin immer am überlegen, was ich nächste Woche für ein Video rausbringen könnte. Ich brainstorme ständig mit Freunden und wir besprechen uns. Die Ideenfindung ist also schon einmal kein Problem. Aber die Umsetzung benötigt sehr viel Zeit. Einen festen Plan wann ich was mache, gibt es nicht. Upload Termin hab ich schon aber zurzeit halte ich ihn nicht so ein wie früher. Regelmäßig bin ich schon, aber jede Woche kommt etwas anderes. Nicht immer ist es zu 100% ein Sketch oder ein aufwendiges Video.“

Wie lang brauchst du für 1 Video – sagen wir einmal 5 Minuten lang?

Mit Dreh und Schnitt kann man da schon 24 Stunden rechnen –  oder mehr!

Welche Arbeitsschritte gibt es, bis ein Video endgültig hochgeladen ist?

Du brauchst eine Idee. Man muss sich überleben, was man vor hat und was man lieber nicht macht. Dann dreht man und sichtet danach das Material. Wenn das passt, dann kann man einen Rohschnitt machen und die Effekte einfügen. Man muss dann auch noch die Endcard anpassen, weil die sich jedes mal ändert. Bei der Endcard erzählt man, wie man auf die Video-Idee gekommen ist, wer mitgewirkt hat und fordert die Community auf das Video zu teilen. Es zeigt den Zuschauern, dass sich der Youtuber für seine Zuschauer interessiert.

Verdienst du inzwischen Geld mit deinen Videos?

Ja, aber ich kann nicht davon leben.

Kann man einen Kanal gründen, nur um damit Geld zu verdienen?

Wer nur das Geld als Ziel hat, der ist wahrscheinlich nicht mit vollem Herz dabei und dann bleibt der Erfolg aus. Die Zuschauer wollen echte Menschen sehen und etwas bei den Videos empfinden, sonst könnten sie auch einfach die Inhalte von RTL oder Prosieben anschauen.

Wie kann man Videos zu Geld machen?

Man muss sich auf einen Vertrag mit Google einlassen oder Teil eines Netzwerkes werden.

Bist du in einem Netzwerk und hast du eine Meinung dazu?

Ja bin ich, aber ich finde, dass man sich nicht so viel von einem Netzwerk erwarten sollte. Die machen dich nicht über Nacht zum Star. Man genießt schon ein paar Vorzüge – bekommt zum Beispiel Hilfe bei Produktplatzierungen oder hat Zugriff auf Musik-Archive. Aber du musst trotzdem viel selbst machen.

Musstest du schon einmal negative Youtube-Erfahrungen machen?

Ich habe einmal ein Video hochgeladen, das negativ angekommen ist. Total viele dislikes! Ich verstehe bis heute nicht warum, denn die Kommentare waren eigentlich gut. Manchmal sind die Kommentare unter den Videos aber auch richtig beleidigend. Dann muss man abwägen, ob man etwas an seiner Arbeit verändert oder ob da nur ein Troll kommentiert, der alles schlecht findet. Man bekommt aber mit der Zeit ein dickes Fell.

Wie siehst du die Zukunft von Youtube?

Die Szene ist total im Wandel! Youtube ist nicht mehr nur dazu da, um lustige Katzen-Videos zu sehen, sondern eine richtige Bedrohung für die alten Medien. Und die haben zurecht Angst. Die Generation von heute setzt sich nach der Schule nicht mehr vor den Fernsehrer und lässt sich berieseln. Sondern sie haben ihr Smartphone immer dabei und können immer ins Internet. Video on demand wird immer wichtiger. Man merkt das auch langsam. Zum Beispiel lädt inzwischen Stefan Raab Youtuber in seine Sendung ein, Bravo hat die Zeitschrift Bravo TubeStars und Prosieben macht sein eigenes Netzwerk auf.

Was kritisierst du an Youtube?

Viele Youtuber werden inzwischen wie Stars behandelt, beziehungsweise als solche zur Schau gestellt. Aber man darf nie vergessen, dass das auch nur Menschen sind, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Ein Creator sollte nie vergessen, wo er herkommt und darf nicht wie in einer Massenabfetigung Videos produzieren. Ein gutes Beispiel ist Gronkh, der ist meiner Meinung nach der bodenständigste Youtuber geblieben. Deshalb ist er so erfolgreich. Man sollte sehr viel Wert auf Vernetzung legen, sich gegenseitig kennen lernen, denn so bleibt man bodenständig. Je mehr die Medien die Youtuber als Stars hinstellen, desto mehr Entfernung zum Zuschauer entsteht. Ich sehe es an mir selbst. Die Leute haben zum Teil fast Angst vor mir. Sie wollen ganz kurz ein Foto oder ein Autogramm und sind wieder weg. Das ist nur Trophäen-Sammlung und hat nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken von Youtube zu tun.

Willst du Youtuber bleiben oder irgendwann zurück zum Medium Fernsehen?

Ich kenne das Medium Fernsehen gut, aber es ist in meinen Augen veraltet. Wenn ich die Entwicklungen in letzter Zeit sehe, dann will ich auch wirklich nicht mehr zurück. Ich will Youtuber bleiben, weil mir da niemand reinreden kann wie ich Dinge zu machen habe.

Hast du Tipps für Einsteiger?

Der beste Tipp ist: Machen! Man muss regelmäßig Videos hochladen und seine Qualität immer weiter steigern. Wenn man die Materie immer besser kennenlernt und neugierig bleibt, dann kann fast nichts mehr schief gehen.

Bildquelle: © Steve Heng BreakoutTV