Fashionblogger gibt es wahnsinnig viele. Und so unterschiedlich die individuellen Kleidungsstile sind, so unterschiedlich sind auch die Blogs gestaltet. Aber eines ist bei fast allen gleich: die eigene Person steht im Mittelpunkt. Eine Person zeigt ihre schönsten Outfits, gibt Stylingtipps und schreibt über neue Ideen. Aber nicht jeden zieht es vor die Kamera – noch lange kein Grund auf den eigenen Blog zu verzichten! Einen etwas anderen Weg gehen Yolanda und Anastasiya mit ihrem Fotoprojekt Von Zwei. Sie fotografieren nicht sich selbst, sondern die Menschen, die sie zufällig treffen. Mit einer Kamera im Rucksack machen sie sich auf die Jagd, um ausgefallene Kleidungsstile zu finden. Wir haben Yolanda von ‘Von Zwei’ getroffen und nachgefragt, warum sie ihren Mode-Blog auf diese unübliche Weise führen.
Medianauten: Liebe Yolanda, kannst du dich und deine Arbeit bitte vorstellen?
Ich bin seit 12 Jahren Fashiondesignerin. Ich designe und illustriere, wollte aber immer auch die Fotografie ausprobieren. Das sollte eine weitere Facette meiner Kreativität sein. Gemeinsam mit einer Freundin wollte ich München besser kennenlernen und wir haben entschieden, dass wird das mit einem Fotografieprojekt machen können. Wir wollten neue, interessante Seiten von München kennenlernen und haben den Blog gestartet. Die normale Münchner Szene ist sehr homogen. Alle ziehen sich ähnlich an, das ist langweilig. Wir wollten Individualisten entdecken, die nicht mit dem Strom schwimmen. Ich habe überlegt, wie wir den Blog angehen wollen und die Antwort war, dass wir einfach rausgehen und uns überraschen lassen was passiert. Es ist fast wie eine Schatzsuche. Wenn wir jemanden fotografieren, dann nennen wir ihn immer ein “Style-Unicorn”, weil das so etwas besonderes ist. Eigentlich ist “Von Zwei” mehr ein Fotografieprojekt, als ein Blog. Aber die Plattform, auf der wir unsere Bilder dann zeigen, ist ein Blog. Es geht aber in erster Linie darum zu zeigen, dass München nicht so langweilig ist wie immer alle denken. Wir wollen die Personen zeigen, die abseits vom Mainstream sind und ihren ganz persönlichen Style haben.
Wann habt ihr mit eurem Projekt begonnen?
Das ist ziemlich genau ein Jahr her.
Kannst du die ersten Schritte erklären die ihr zu Beginn gemacht habt?
WordPress! Man muss zuerst lernen wie man programmiert und wie man WordPress auf seine individuellen Anforderungen anpasst. Außerdem musste ich herausfinden, welche Kamera ich benutzen will. Ich wollte keine schwere Spiegelreflex-Kamera den ganzen Tag mit mir herum tragen. Also musste ich eine Kamera finden, die zwar leicht ist, aber trotzdem immer gute Bilder macht. Meine Bilder entstehen ganz spontan und da muss alles immer sofort klappen. Wenn du auf der Straße fotografierst, dann hat man circa 30 Sekunden mit der jeweiligen Person. Länger bleiben sie meisten nicht stehen, weil sie nicht so geduldig sind. Man kann in dieser Zeit höchstens 10 Fotos aufnehmen, mehr geht nicht. Und dann betet man, dass ein Gutes dabei ist. Man muss den Moment so schnell wie möglich festhalten. Eine Kamera zu finden, die das leisten kann, war sehr schwer.
Und welche Kamera verwendest du inzwischen?
Ich habe eine Olympus Pen, aus der ersten Generation mit einer 25 mm 1.4 Linse. Das ist eine tolle, ganz leichte Kamera und die Linse ist ganz einfach zu bedienen. Solange es gute Lichtverhältnisse gibt, kann ich die Personen toll fotografieren. Ich würde meine Kamera auf keinen Fall gegen eine schwerere eintauschen. Oft ist man mehrere Stunden in der Stadt unterwegs ist, um die Menschen zu fotografieren. Da macht einen das Gewicht ganz müde und langsam.
Ist diese Kamera auch geeignet für Einsteiger?
Sogar sehr gut! Ich würde sagen, dass ich selbst noch ein Anfänger bin.
Hast du Tipps, um mit WordPress zu starten?
Man muss vor allem ein Design finden, das zu einem passt. Wir wollten etwas sehr einfaches, das eher wie eine Galerie wirkt. Ganz am Anfang hatten wir ausserdem einen Reise-Blog auf unserer Seite. Der hat aber nicht so gut funktioniert wie die Fotos, also haben wir uns darauf konzentriert.
Bei den meisten Mode-Blogs steht die eigene Person im Mittelpunkt. Warum zeigt ihr den Streetstyle der Leute aus München?
Ich wollte einfach nicht meinen eigenen Style fotografieren. Genausowenig wie den von Anastasiya, weil den kennen wir ja bereits. Der ist nichts neues. Ich finde es total langweilig, immer nur sich selbst zu sehen. Wir fanden es viel spannender die Menschen zu fotografieren, die keine Blogs haben. Manchmal fotografiert man ausversehen auch mal einen Blogger, aber das ist keine Absicht. Die Hauptsache ist, dass wir interessante Menschen fotografieren. Ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen und habe den Streetstyle bewundert. Das wollte ich zurückbringen.
Was macht euren Blog zu etwas ganz besonderem?
Es geht um München und diese Stadt ist etwas besonderes! Hier gibt es nicht nur Louis Vuitton Taschen, sondern auch sehr alternative Menschen. Und genau das ist eine spannende Kombination. Wir wollen die Ecken und Kanten zeigen – Vielleicht Menschen mit lila Haaren oder ausgefallene Schuhe. Unser Blog ist etwas besonderes, weil wir nicht zeigen, was gerade der neueste Trend ist, sondern was Menschen daraus machen.
Habt ihr dann auch Leser außerhalb von München wenn die Stadt so zentral ist?
Wir haben viele Leser aus Südkorea und ganz treue Leser aus Brasilien. Das ist schon komisch, wenn man sieht, dass jemand aus Südkorea jeden Tag auf deine Website kommt. Oder aus Japan, Bolivien oder dem Oman. Es geht ja um den lokalen Style in München, aber das interessiert offensichtlich auch Menschen aus Ländern, von denen ich noch nie davor gehört habe. Manchmal fotografiere ich auch wenn ich auf Reisen bin. Zu Beispiel in Berlin oder Toronto letztes Jahr. Aber unser Projekt ist eigentlich schon speziell für München und hier auf die Jagd nach neuen Styles zu gehen finde ich toll.
Warum ist es so wichtig so zu bleiben, wie ihr seid? Die personenbezogenen Blogs sind zum Teil ja sehr erfolgreich.
Persönliche Blogs sind erfolgreich, weil ihre Leserschaft inspiriert werden will von dem was ihre Mode-Idole tragen. Man kann sehen, was der Lieblingsblogger am Montag anhat und kann sich das gleiche Outfit bis Freitag nach Hause liefern lassen. Was diese Blogger machen ist großartig, aber ich denke nicht, dass ich so viel von mir persönlich einer so großen Leserschaft preisgeben wollen würde. Man muss sehr mutig sein, wenn man das macht!
Wir hingegen wollen einzigartige Individuen und Konventionenbrecher fotografieren. Die schwarzen Schafe, die Schattenseiten oder die ‚cool kids‘ in der Münchner Gesellschaft. Die meisten Outfits dieser Menschen passen nur zu genau dieser Person. Unsere Leser kommen auf unseren Blog weil sie diese Menschen sehen wollen, die die Moderegeln brechen, die ihren eigenen Style kreieren und neu kombinieren. Wir können der Zahl unserer Leser nicht viel Aufmerksamkeit schenken, um dem Interesse von Werbern zu entsprechen, weil das die gesamte Ansicht des Blogs ruinieren würde. Statt zu beobachten ob wir Leser gewinnen oder verlieren, konzentrieren wir uns mehr auf die Qualität unserer Fotos für unsere treuen Anhänger. Der Blog ist ein Hobby, kein Vollzeit-Job. Deshalb habe ich auch noch nie über eine Strategie nachgedacht, wie ich damit Gewinn oder mehr Erfolg erreichen könnte.
Was hat ein Blog, den du persönlich liest für Eigenheiten?
Wenn ich einen Blog über einen persönlichen Stil lese, dann muss die Person etwas ganz besonderes sein. Etwas was sonst keiner hat. Mit Klamotten die nicht aus dem normalen Kaufhaus sind, sondern zum Beispiel aus dem Secondhand-Store oder selbstgemacht sind. Hauptsache ich bin fasziniert von irgendetwas.
Wie entsteht in der Regel ein Blog-Beitrag von dir?
Ich lade ja im Grunde nur Bilder hoch. Deshalb sind die Überlegungen davor sehr wichtig. Ich frage mich, ob ich die Person gut eingefangen habe, ob ihr Charakter erfasst ist. Ich will diesen einen Moment festhalten in denen die Augen leuchten und die Person toll aussieht.
Die meisten Blogger haben viele, verschiedene Social Media-Kanäle. Ich konnte bei euch nur ein Instagram-Profil entdecken. Warum seid ihr nur dort aktiv?
Das stimmt wirklich, wir haben nur Instagram (@vonzwei). Dort haben wir weniger Bilder als auf der Website, aber trotzdem mehr Follower. Das finde ich immer wieder faszinierend. Da unsere Website wie eine Galerie angelegt ist, kann man dort auch nur Fotos ansehen, ohne Interaktion. Es ist aber nicht so als würde ich nicht gerne mehr Kontakt mit meinen Lesern haben, sondern ich bin einfach nicht gut darin dauerhaft einen Account zu betreiben. Deshalb belasse ich es dabei. Snapchat zum Beispiel ist ein totales Rätsel. Wenn jemand den Münchner Streetstyle sehen will, dann öffne ich ihnen die Türe und sie können die Bilder genießen. Alles andere macht es für mich zu kompliziert!
Ein paar Worte zu den Outfits auf den Fotos zu schreiben, würde helfen, um von Suchmaschinen gefunden zu werden. Warum verzichtet ihr auf Erklärungen bei euren Bildern?
Mir haben schon mehrere Leute gesagt, dass ich wenigstens ein paar Zeilen schreiben sollte. Ich habe darüber nachgedacht, aber für mich geht dadurch die Ästhetik der Website verloren. Außerdem möchte ich gar nicht meine Worte zu einem Foto schreiben, auf dem eine andere Person zu sehen ist. Man könnte ihnen Fragen stellen, um sicher zu sein, dass ich nichts verfälsche. Aber daran stört mich, dass ich die Person dann in wenigen Worten beschreiben muss. Ich denke man sieht auf einem Foto so viel mehr und möchte einem Zuschauer die Vorstellung die er sich über die Person macht, nicht zerstören. Auch bekannte Fotografen müssen nichts mehr zu ihren Bildern sagen, sondern lassen sie einfach wirken. Auch wenn ich keine berühmte Fotografin bin, gefällt mir diese Schlichtheit.
Du bist in Toronto aufgewachsen, Anastasiya in Kiev. Habt ihr jemals darüber nachgedacht eure Sprachenkenntnisse für den Blog zu nutzen?
Auf unserem Blog gibt es ja nichts geschriebenes, deshalb fällt das weg. Aber auf Instagram schreiben wir schon. Wir benutzen dort Englisch, denn das ist international. Jeder in Deutschland spricht Englisch, also ist es egal, wenn wir nicht auf Deutsch schreiben. Auch wenn wir russisch oder ukrainisch schreiben würden, wäre es nicht anders. Das wichtigste bei unseren Worten ist, dass die Menschen die die Fotos anschauen, nicht beeinflusst werden von der Person hinter der Kamera. Der Blog ist nicht über mich und auch nicht über Anastasiya, sondern über die Leute die wir fotografieren und das ist das Wichtige für mich.
Ihr habt keine Werbung auf der Seite. Verdient ihr gar nichts mit eurem Projekt?
Im Moment haben wir noch keinen Sponsor, der die selben Ideale wie wir vertritt. Wir hätten nichts dagegen, es wäre sogar schön, ein wenig Unterstützung zu erhalten. Aber wir sind nicht daran interessiert Produkte zu präsentieren, an die wir nicht glauben oder die wir selber nicht benutzen würden. Wir bekommen oft angeboten, dass wir Werbung schalten, oder dass wir Produkte in unseren Fotos platzieren könnten. Aber wir werden nicht unsere Einstellungen und Werte verwerfen nur für den Profit. Das würde den Gedanken, dass wir individuelle Styles fotografieren wollen zerstören. Wenn wir Gewinn machen, dann müsste das mit dem was wir machen im Einklang sein.
Hast du Tipps für jemanden, der einen Mode-Blog starten möchte?
Es ist allgemein sehr schwer in der Modeindustrie Fuß zu fassen. Ich bin ja nun schon lange in der Branche tätig und mein wichtigster Tipp ist es, dass man das durchziehen sollte was man auch wirklich will. Vor zehn Jahren hat es Modeblogging noch nicht gegeben. Dein Fashionblog sollte deinen eigenen Style zeigen, nichts kopieren. Man muss deine Persönlichkeit erkennen. In der Sekunde in der du wie alle anderen wirst, interessiert sich keiner mehr dafür. Gerade gibt es so viele Blogger und die machen ihren Job sehr gut, aber es gibt nur ganz selten jemanden, der anders ist. Der es wagt ein “Fashion-Unicorn” zu sein. Das ist aber das Beste, um als Fashionblogger aufzufallen.
Bildquelle: © Von Zwei
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!