Victoria Michalczak: Vom Germanistikstudium in die Journalistenschule

Victoria hat in Düsseldorf Germanistik und Philosophie studiert und war zwei Jahre lang Teil der 54. Lehrredaktion der Deutschen Journalistenschule (DJS), die sie mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat. Sie erzählt uns im Interview von ihrer Aufnahmeprüfung, der Ausbildung an der DJS und gibt außerdem hilfreiche Tipps für eure Bewerbung.

Erzähl mal, wie du dich auf deine Aufnahmeprüfung an der DJS vorbereitet hast.

Ich hab natürlich das ganze Jahr über aufmerksam Medien konsumiert, aber das reicht leider nicht aus, um den Test zu bestehen. Darauf muss man sich schon intensiv vorbereiten. Empfehlen kann ich dafür zum Beispiel den Jahresrückblick der ARD in Bildern, der hat mir beim Bildertest sehr geholfen. Außerdem lohnt es sich, die Wissenstestfragen der letzten Jahre anzuschauen, da kommen immer wieder ähnliche Fragen vor. Daran kann man sich gut festmachen. Und trotzdem kam ich zu diesem Wissenstest und dachte mir als erstes: Katastrophe. Der war extrem schwer, und wirklich sicher war ich mir nur bei vier oder fünf Fragen.

Dann gab es noch die Schreibaufgabe. Da sollten wir mit den Informationen aus einem Fernsehbeitrag einen Text verfassen, in zwei Stunden. Der Beitrag lief in einem Raum in Dauerschleife und dauerte ungefähr zehn Minuten lang – heißt, wenn man ihn sich dreimal anschaut, ist schon eine halbe Stunde von der Schreibzeit weg! Deswegen ist das Schwierigste dabei der psychische Druck. Du wirst da schon ein bisschen kirre (lacht). Weil ich mich ja für den Masterstudiengang entschieden hatte, musste ich am selben Tag auch noch ins Institut für Kommunikationswissenschaft an der LMU und nochmal einen Test schreiben. Der bestand aus einem englischen Text, den man bearbeiten musste und der Frage, wie man daraus eine Masterarbeit gestalten könnte.

Wie lief das Auswahlgespräch am nächsten Tag ab?

Man wird in Dreiergruppen eingeteilt und wird eine halbe Stunde lang befragt. Man darf auch bei der Gruppe davor zugucken. Das war ziemlich gruselig, weil das Trio vor mir komplett auseinander genommen wurde. Einer wurde zum Beispiel gefragt, wer sein journalistisches Vorbild ist, und er hat irgendeinen amerikanischen Late-Night-Moderator genannt – das kam gar nicht gut an.

Und über was haben sie dich befragt?

Die Jury geht ganz gezielt auf deinen Lebenslauf ein und pickt sich heraus, was interessant ist. Bei mir war das mein Auslandsjahr in Wales, bei dem ich auch Walisisch gelernt habe – deshalb haben sie mich gebeten, etwas auf Walisisch zu sagen. Was ich auch gemacht habe, nur ist ihnen danach aufgefallen, dass ich ja irgendwas erfinden hätte können, weil sie eh nichts verstehen (lacht). Allerdings sollte man sich definitiv nicht größer schummeln, als man ist. Einer der Prüfer hat erzählt, dass ein Bewerber mal behauptet hätte, er könne fließend Polnisch sprechen – blöd nur, dass der Prüfer dann Polnisch konnte, der Bewerber aber nicht. Wenn die Jury merkt, dass du Sachen angibst, die so gar nicht stimmen, dann bekommst du richtig Probleme.

Außerdem wollten sie wissen, wie ich in der Vergangenheit journalistisch gearbeitet habe und wie meine Zukunftspläne aussehen. Nach zehn Minuten war das Ganze vorbei, jede Dreiergruppe wird nur eine halbe Stunde lang befragt. Letztendlich ist dann unsere gesamte Gruppe auch genommen worden. Wir hatten dann erst mal eine Einführungswoche in der DJS. Da gab es ganz viele Vorträge, Führungen, Formalitäten wurden geklärt, und so weiter. Wir haben sogar eine Schultüte für den ersten Tag bekommen (lacht). Im Master-Programm hatte ich im ersten Semester nur Uni-Kurse, zwölf Semesterwochenstunden, aber auch eine ganze Menge Projekte und Gruppenarbeiten – genug zu tun hat man also auf jeden Fall. Im Februar ging es dann „richtig“ an die DJS.

Wie glaubst du, wird der Journalismus der Zukunft aussehen?

Ich glaube, im Moment befindet sich der Journalismus in einer Revolution. Tagesschau.de ist ein super Beispiel. Die twittern irre viel, es gibt die normalen Artikel, es gibt Podcasts und Videos – dieses multimediale Modell hat irre viel Potential. Ich denke, so wird die Zukunft für viele Redaktionen aussehen.

Victorias Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung

  • 1.

    Bereite dich gut für den Wissenstest vor, denn der hat es wirklich in sich.

  • 2.

    Konzentriere dich auf deine Stärken und erfinde im Lebenslauf nichts dazu. Auch Leute mit wenig journalistischer Erfahrung können genommen werden und wer mit Schwindeleien auffliegt, ist wahrscheinlich raus.

  • 3.

    Das gilt auch für Interessen. In der Jury sitzen Experten für verschiedene Ressorts, die einem stichprobenartig sehr spezifische Fragen stellen. Es ist nicht schlimm, zuzugeben, dass man etwas nicht weiß.

*Die Auswahl der Bewerber für das jeweils nächste Jahr findet an der DJS immer Anfang Dezember statt; wer mit seiner Bewerbungsreportage überzeugt, wird im April zur weiterführenden Prüfung eingeladen. Weitere Infos dazu findet ihr hier.

Bildquellen: Dustin Lee unter CC0 1.0; Privat

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1 Antwort
  1. Michael P.
    Michael P. sagte:

    Meine Frau hat auch erfolgreich an der DJS studiert, daher kann ich bestätigen, dass es ein zeitintensives und anspruchsvolles Studium ist. Aber es lohnt, wenn man Talent mitbringt und in dieser hart umkämpften Branche ernsthaft arbeiten möchte. Ich wünsche Vicky viel Freude und Erfolg!

    Antworten

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