Marco Eisenack, 43, ist Diplom-Journalist und Inhaber der text:bau Agentur. Seine erklärte Leidenschaft ist der Lokaljournalismus “weil man viel ‘rauskommt und Geschichten auf der Straße sucht” – nach seiner Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule (DJS) arbeitete er deshalb im Kultur- und Lokalressort der Süddeutschen Zeitung, später produzierte er unter anderem Radio- und TV-Beiträge für den BR und 3sat. Mit mucbook hat Marco 2009 zudem einen Stadt-Blog gegründet, der von einer einzigartig großen Blogger-Community lebt und “Schlawiner-Geheimtipps für Millionendorf-Liebhaber” bereit hält. Wir haben ihn zum Interview getroffen und mit ihm über seinen Weg in den Journalismus und die Zukunft des Printmagazins geredet.
Medianauten: Wolltest du schon immer Journalist werden?
Ja, tatsächlich. Schon mit 12 Jahren habe ich meine erste „Hauszeitung“ herausgebracht und in unserem Familienkreis verteilt. Im DIN A5 Format, auf der Schreibmaschine getippt. Das war so eine Art Wochenrückblick. Ich hatte wohl schon immer eine Leidenschaft für Papier (lacht).
Du bist allerdings nicht sofort zum Journalismus gekommen.
Ja, das geschah auf Umwegen. Ich hatte eigentlich nur einen Realschulabschluss, deshalb stand das Thema Journalismus gar nicht erst im Raum. Ich habe eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann gemacht und mehrere Jahre im Reisebüro gearbeitet. Im Urlaub lernte ich dann aber eine Journalistin kennen, die mir erzählt hat, wie viel Spaß ihr dieser Beruf macht. Im Grunde habe ich erst nach diesem persönlichen Kontakt mit einem „echten“ Journalisten gesagt, gut, ich will wirklich Journalist werden. Dann habe ich mein Abi nachgemacht und mich währenddessen an der Deutschen Journalistenschule beworben. Da war ich schon Mitte 20, ich durfte also keine Zeit mehr verlieren. Zum Glück wurde ich auch aufgenommen und ich konnte dann an der DJS mein Journalistik-Diplom machen.
Was hat dir an der DJS besonders gut gefallen?
Das Netzwerk, das während der Ausbildung dort aufgebaut wird. Das ist die wichtigste Errungenschaft der DJS, dadurch habe ich auch viele spätere Jobs bekommen. Man lernt nur bei namhaften, praxisnahen Dozenten und kann sich mit ganz vielen interessanten Menschen vernetzen. Außerdem beschränkt man sich nicht nur auf Print, sondern lernt auch jede Menge über Radio-, Fernseh- und Online-Journalismus. Ich bin sowieso Generalist, deswegen fand ich das richtig toll.
Wie ging es nach der Ausbildung weiter?
Nach sieben Jahren im Lokalressort der Süddeutschen Zeitung hat sich gezeigt, dass die Perspektiven bei einer Tageszeitung nicht die besten sind. Die Chancen, dort bis zur Rente glücklich zu bleiben, waren für mich nicht absehbar. Deshalb wollte ich ausprobieren, welche Möglichkeiten es noch gibt, als Freier Journalist glücklich zu werden. Ich habe dann ein paar Geschichten fürs Fernsehen gemacht, wobei ich gemerkt habe, dass mir Fernsehen viel zu technisch und viel zu wenig spontan ist. Danach habe ich größere Reportagen für den SPIEGEL und den stern geschrieben, was angesichts des Aufwands im Vergleich zum Ertrag aber kein Zukunftsmodell sein konnte. Der Stundensatz war schlichtweg zu schlecht. So habe ich mich letztendlich entschieden, mit text:bau eine eigene Agentur zu gründen, in der ich auch Beiträge, Magazine, Websites und Blogs für Kunden aus der Wirtschaft produziere. Hier kamen wir genau im richtigen Moment: Das, was man heute Content Marketing nennt, passt genau zu unseren Stärken.
Obwohl seit Jahren der Untergang des Printmagazins prophezeit wird, setzt du immer noch auf Gedrucktes. Warum?
Print stirbt nicht. Es sterben nur einige bisherige Geschäftsmodelle – wie das der anzeigenfinanzierten Tageszeitung. Das ist ein völlig überholtes Konzept in Zeiten des Internets. Aber Papier ist immer noch ein wunderschönes Medium. Der Markt hat sich nur verändert.
Was genau hat sich verändert?
Print muss sich jetzt als Ergänzung zum Online-Journalismus sehen. Niedrigere Druckkosten und neue Vertriebswege im Internet bieten viele Chancen für kleine Independent-Verlage wie uns. Bei mucbook koppeln wir ja zum Beispiel auch Online und Print, das funktioniert sehr gut.
Was ist für dich ein guter Text?
Wenn ich nicht aufhöre, ihn zu lesen. Viele Texte in den Medien langweilen mich. Das geht in der heutigen Zeit in der Fülle von Angeboten natürlich immer schneller. Aber gute Themen und gute Texte werden sich immer durchsetzen.
Wie wichtig ist Vitamin B, wenn man Journalist werden möchte?
Man muss nicht weniger gut sein, wenn man viele Kontakte hat. Aber viele Kontakte erhöhen die Chance, nicht übersehen zu werden, wenn man gut ist. Das muss man nutzen.
Bildquellen: Titelbild Thomas Angermann via CC BY SA 2.0 (Bild bearbeitet); Beitragsbild © Marco Eisenack
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