Vergiss Nischen, schreib worauf du Lust hast – wie Franziska Lifestyle Autorin wurde
Von Julia Rupprich
Wie schnell man von der Bloggerin zur gefragten Redakteurin und Autorin wird, hat Franziska Schmid erfahren. Vor fünf Jahren hat sie angefangen auf ihrem Blog Veggie Love über veganen Lifestyle zu bloggen und wurde prompt von anderen Blogs, Magazinen und Unternehmen angefragt. Alles über ihren Weg von der BWL Studentin zur Buchautorin lest ihr hier.
Franziska, du kommst eigentlich aus der Marketingbrache. Wie bist du zur Veggie Bloggerin geworden?
Ich hatte schon immer eine hohe Affinität zu Sprache und Kommunikation, habe allerdings ganz klassisch BWL studiert und Praktika im Marketing gemacht. Das Bloggen kam dann eigentlich erst mit dem Thema. Veganismus hat mich selbst einfach brennend interessiert und ich habe angefangen, sehr viel für mich selbst zu recherchieren: über Mode, Kosmetik und Orte, an denen ich auch als Veganerin gutes Essen bekomme. Die Neugierde in meinem Freundeskreis wurde immer größer und ich habe dieses Thema mit immer mehr Menschen geteilt. Irgendwann wurde daraus dann ein Blog.
Das war 2010. Damals war Veganismus noch kein wirklich großes Thema, oder?
Ja, ich war damals die Erste, die über veganen Lifestyle geschrieben hat. Damals wurde Veganismus auch gar nicht in Verbindung mit Nachhaltigkeit gesehen. Das hat mich gestört und war einer der Gründe, warum ich meinen Blog gestartet habe. Nach dem Motto: Füll die Lücke, die du selbst fühlst.
2010 war es allerdings noch schwer, überhaupt ein Blog zu monetarisieren. Damals musste man noch erklären, was Bloggen eigentlich ist. Im Rückblick weiß ich, dass es gar nicht funktionieren konnte. Vor allem nicht mit dem Thema Veganismus, das damals in der Öffentlichkeit noch nicht viel Aufmerksamkeit bekam.
Und trotzdem wurdest du über deinen Blog entdeckt. Wie das?
Weil ich eben so früh dran war, wurden verschiedene Leute auf mich aufmerksam und haben gefragt, ob ich nicht auch für sie schreiben möchte. Ich habe dann relativ schnell angefangen, für eine Gastrozeitschrift zu schreiben und irgendwann kamen immer mehr Aufträge von Magazinen und anderen Blogs hinzu. Und irgendwann hat ein Verlag angerufen und im Oktober wurde mein zweites Buch veröffentlicht.
Ich habe mir quasi über meinen Blog einen Namen zu einem bestimmten Thema machen können. Veganismus ist einfach ein sehr exotisches und schweres Thema. Mit meinen Artikeln und Bildern habe ich Veganismus aber Leichtigkeit verleihen können, was bei anderen gut ankommt. Es ist unabsichtlich wie im Lehrbuch gelaufen. Das habe ich allerdings nie forciert, das ist alles ganz organisch gewachsen.
Du hast dich ja inzwischen selbständig gemacht und bist so erfolgreich, dass du kaum mehr Zeit für deinen eigenen Blog hast.
Als ich Veggie Love gestartet habe, habe ich zwar ziemlich schnell zusätzlich für andere Medien geschrieben, aber auch als freie Beraterin für Social-Media-Kommunikation gearbeitet. Daraus wurde irgendwann eine Teilzeitstelle als Social Media Managerin für eine NGO – ehe ich mich versah, hatte diese Stelle aber meine ganze Zeit eingenommen. Im letzten November habe ich mich wieder selbständig gemacht und erst mal ein Jahr lang nur für andere Publikationen geschrieben.
Das soll sich aber bald wieder ändern, oder?
Diese Zeit habe ich mir genommen, um zu überlegen, wie und ob es mit Veggie Love überhaupt weitergehen soll. Nun geht es weiter und zwar mit einem Relaunch im Dezember. Gerade arbeite ich mit einer Grafikerin am neuen Logo und Aussehen der Seite.
Die Magie eines eigenen Blogs oder Online Magazins liegt für mich ganz klar darin, dass ich selbst entscheiden kann, wann ich über welches Thema schreibe. Ich bin meine eigene Herausgeberin, setze meinen eigenen Redaktionsschluss und wähle meine eigene Tonalität.
Umgekehrt ist es aber auch toll, Teil einer Redaktion zu sein, bei einer Redaktionskonferenz Themen einzubringen und dann umzusetzen und am Ende ein gedrucktes Heft in den Händen halten zu können.
Die Arbeit für andere Medien möchte ich nie aufgeben, nur den Fokus wieder mehr auf Veggie Love legen und spannende Artikel für meine Leserinnen und Leser schreiben.
Schreibst du für deinen Blog anders als für Auftraggeber?
Ich habe das große Glück und den Luxus, nur über solche Themen zu schreiben, die mich wirklich interessieren. Bisher gab es noch nie einen Auftrag, den ich nicht mochte oder den ich nur wegen des Geldes angenommen habe. Meist schlage ich ja sogar selbst das Thema vor, über das ich dann schreibe – zum Beispiel bei LesMads oder bei Noveaux.
Viele Blogger schreiben sehr persönlich. Du bist da etwas zurückhaltender. Magst du es nicht, so viel von dir preiszugeben?
Als ich angefangen habe zu bloggen, habe ich mir so etwas wie eine Guideline aufgesetzt. Ich wollte nur positiv schreiben, und wenn mir etwas nicht gefällt, dann erwähne ich es einfach nicht. Nicht darüber geschrieben ist somit quasi auch schon etwas darüber gesagt.
Eine andere Regel ist: Schreibe nur über Sachen, die du auch in einem Raum voller Leute laut aussprechen würdest. Oder wie eine Freundin von mir mal über ihren Blog sagte: persönlich ja, privat nein.
Also ja, mein Blog ist super persönlich und man kann viel über mich rauslesen, wenn man regelmäßig meine Artikel liest. Zum Beispiel, dass ich vom Bodensee komme und ständig den See vermisse, eine große Familie habe und derzeit im Berliner Stadtteil Neukölln lebe. Ich bin gerne sehr persönlich und in Veggie Love steckt mein Herz und meine Seele.
Veganismus ist ein ziemliches Nischenthema. War das dein Erfolgsrezept?
Ich finde, ein Nischen zu besetzen, ist leichter gesagt als getan. Es ist schwer ein Thema zu finden, zu dem noch kein anderer etwas geschrieben hat. Das kann mal passieren, aber viel wichtiger ist es, sich ein Thema auszusuchen, für das man wirklich brennt und mit dem man sich auch mal 24 Stunden am Tag beschäftigen könnte. Ich glaube, das ist eher das Erfolgsrezept: Man sollte von etwas begeistert sein. Wenn es ein Mainstreamthema ist, dann kann man immer noch seine eigene, individuelle Note herausarbeiten. Du kannst dir überall dein Plätzchen suchen und es anders machen als andere.
Hast du einen Tipp, wie man sich für andere Blogger oder Unternehmen interessant macht?
Die goldene Regel lautet: mach einen guten Job. Darüber hinaus war ich ganz am Anfang sehr viel am Netzwerken und habe so meinen Blog und mich auf Veranstaltungen ins Gespräch bringen können. Denn neben einem digitalen Auftritt sollte man sein Gesicht auch im echten Leben zeigen. Ich kenne einige Blogger, die den ganzen Tag hinter ihrem Rechner sitzen und sich wundern, warum niemand auf sie aufmerksam wird.
Alle Bilder © Franziska Schmid
es ist unglaublich cool, seinen Lifestyle&Hobby zum Beruf zu machen. Umso mehr wenn es sich um so ein wichtiges Thema wie Veganisumus handelt. Es ist auch schön, wenn man BWL studiert hat und dann das Wissen in seinem Beruf nutzen kann. Ein tolle Kombo. Viel Erfolg!
Ich bewundere immer Leute, die schon lange dasselbe tun (Hobby). Es ist wirklich cool, wenn ich meine Berufung gefunden habe, etwas Interessantes und Nahes im Geiste.