Anika Landsteiner, 28, ist Schauspielerin, Reisebloggerin und Chefredakteurin. Passt nicht zusammen? Tut es doch, und zwar ziemlich gut. Ihr Blog Ani denkt. hat rund 1.700 Fans auf Facebook, 6.000 monatliche Leser und vereint Reiseberichte, Lyrik und Gedankenspiele. Wenn Anika gerade in ihrer Heimat München ist, arbeitet sie als freie Autorin und Chefredakteurin des mucbook Magazins. Wir haben sie zum Interview getroffen und über Ihren Weg von der Bloggerin zur Chefredakteurin gesprochen.
Medianauten: Wie hat bei dir alles angefangen?
Ani: Ich habe ganz klassisch eine Schauspielausbildung gemacht und ungefähr drei Jahre lang auch als Schauspielerin gearbeitet. Allerdings habe ich dann gemerkt, dass es irgendwie nicht mehr funktioniert. Ständig brauchst du aktuelle Fotos und aktuelles Demomaterial und musst Workshops belegen, das heißt, man gibt im Jahr ganz schnell zwei- bis dreitausend Euro aus, die man nicht mal eben wieder reinbekommt. Wenn man dann noch ab und zu in den Urlaub fahren möchte, wird es noch schwieriger. Darauf hatte ich keine Lust mehr.
Wieso hast du mit dem Bloggen angefangen?
Es haben sich einfach viele Geschichten angesammelt, die ich aufschreiben wollte. Seit 2010, als ich angefangen habe, ist der Blog ist immer weiter gewachsen und ich bin immer weiter in diese Bloggerszene hineingerutscht. Und mir ist aufgefallen, dass manche damit richtig viel Geld verdienen. Das hat mir gefallen. Ich bin gerne mein eigener Herr und ich arbeite gerne in meinem eigenen Tempo. Deshalb gefällt mir das Bloggen so gut, ich kann einfach das machen, was mir Spaß macht.
Wie hast du dich mit anderen Bloggern vernetzt?
Ich habe ein paar Gastbeiträge für einige größere Blogs geschrieben und mich mit Marianna vom Reiseblog Weltenbummler Mag getroffen, weil sie damals auch in München gewohnt hat. Sie hat mich mit der deutschen Reiseblogger-Community bekannt gemacht.
Wie kamst du zu mucbook?
Eine Freundin meinte, wer in München schreiben möchte, solle sich mit Marco vernetzen. Das hab ich auch gemacht. Er kannte mich und meinen Blog schon durch die Münchner Bloglandschaft, und der Gedanke, eine Bloggerin fest ins Boot zu holen, passte sehr gut zu mucbook – unsere Philosophie ist ja, dass sich Blogger gemeinsam vernetzen, arbeiten und zusammenkommen. Als der Posten für den Chef vom Dienst bei mucbook frei wurde, bat er mir die Stelle an – allerdings war ich da gerade zwei Monate im Ausland unterwegs und musste sein Angebot deswegen ablehnen. Als ich zurückkam, habe ich mich nochmals bei ihm gemeldet und wir haben darüber gesprochen, dass er jemanden sucht, der das mucbook online, aber auch vor allem in der Printform leitet. Uns war beiden von Anfang an klar, dass ich in dem Bereich keine Erfahrung hatte, aber gegenseitiges Vertrauen und der Sprung ins kalte Wasser haben geholfen. Seitdem bin ich zwei bis dreimal die Woche in der Redaktion, wo ich sehr eng mit den Praktikanten zusammenarbeite, die mit mir gemeinsam die Stammredaktion ausmachen.
Welche Aufgaben übernimmst du bei mucbook?
Ich koordiniere die Artikel, die reinkommen und redigiere, sofern ich dazu komme. Außerdem kümmere ich mich um Social Media und wickle Kooperationen ab. Das sind Dinge, die man lernen kann, und mit denen man umgehen kann, wenn man selbst im Internet lebt und einen eigenen Blog hat. Im Endeffekt habe ich mein eigenes Wissen und das von Marco auf mucbook angewandt bzw. mich eigenständig weitergebildet, indem ich viel gelesen habe, Tutorials angeschaut habe etc.
Das klingt alles sehr easy. Kann dann jeder einfach so Chefredakteur werden?
Einfach so Chefredakteur kann man wohl nicht werden, nein. Aber bei Projekten wie mucbook, wo sich eine ganze Community einbringen kann und sehr eng zusammenarbeitet, stehen die Türen definitiv weiter offen als woanders und das hat mir immens viel Erfahrungen in dem Bereich beschert. Man kann aber meine Arbeit definitiv nicht mit der von Anna Wintour (Chefredakteurin der US-amerikanischen Vogue, Anm. d. Redaktion) vergleichen, das ist klar!
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich mache die gängige Redaktionsarbeit bei mucbook an 2-3 Tagen pro Woche, dazu noch freiberufliches Schreiben und Arbeiten am eigenen Blog im home office oder von unterwegs aus. Diese Tage unterscheiden sich stark voneinander, denn in der Redaktion herrscht ein relativ fester Tagesablauf, während ich zuhause oftmals verschiedene Dinge gleichzeitig mache und manchmal extrem gut, dann wiederum sehr schlecht mit der Hassliebe „home office“ zurecht komme. Es sind beides kreative Standbeine, allerdings komplett verschieden, weil ich bei mucbook sehr nah mit allen zusammenarbeite – wir haben flache Hierarchien – und im home office komplett für mich alleine, in einem Tempo, das ich selbst vorgebe und nur ich mich daran halten muss.
Verdienst du mit deinem Blog Geld?
Nicht allzu viel, aber es reicht, um mir einen Teil meiner Reisen zu finanzieren (lacht). Ich versuche, hauptsächlich ohne Werbung auszukommen. Wenn aber doch einmal ein Beitrag durch eine Kooperation entstanden ist, dann nur, wenn ich das Unternehmen mit bestem Gewissen empfehlen kann.
Was machst du sonst, wenn du nicht gerade reist oder bloggst?
Wenn ich nicht gerade für mucbook oder ZEITjUNG schreibe, schreibe ich für andere Medien (lacht). Ich arbeite seit zwei Jahren an meinem Debütroman, der bald fertig wird.
Was würdest du angehenden Bloggern empfehlen?
Den Blog auf keinen Fall auf dem WordPress Server starten, sondern auf einem eigenen Server, damit hast du alles selbst in der Hand. Man sollte kontinuierlich posten, damit kein Leser abspringt. Und unbedingt alle Social-Media-Kanäle nutzen!
Bildquellen: Titelbild martinak15 via CC BY 2.0 (Bild bearbeitet); Beitragsbild via anidenkt
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