Ben Krischke: Vom Journalistik-Studium ins Volontariat

Von Katharina Kunzmann – 23. Juni 2015

Ben Krischke hat Journalistik studiert und war schon Autor für Sueddeutsche.de, FOCUS Online, Dahoam Magazin, ZEITjUNG.de, FOCUS Magazin, FOCUS Money und den Münchner Merkur. Seit 1. Oktober 2014 war er Volontär beim FOCUS Magazin. Außerdem führt er einen eigenen Blog ‚Allein im Medienland‘ und diskutiert leidenschaftlich gern auf Twitter. Wann zur Hölle hat dieser Mann frei?! Für Medianauten hat er sich jedenfalls frei genommen und wir haben uns unterhalten – über sein Studium, das Volontariat und warum es das Normalste der Welt sein sollte, als Journalist soziale Medien zu nutzen.

KrischeBen

Medianauten: Wie war dein Werdegang zum Journalisten?

Nach der FOS habe ich überlegt was ich jetzt machen soll. Schreiben und Debattieren hat mir schon immer Spaß gemacht und deshalb kam ich auf die Idee, Journalist zu werden. Ich habe diesen Beruf dann einfach gegoogelt und bin gleich auf die Macromedia Hochschule gestoßen. Relativ schnell stand fest: ja das mache ich! Den Aufnahmetest habe ich bestanden und mich für Kulturjournalismus eingeschrieben. Ab dem ersten Semester habe ich zusammen mit zwei Kollegen einen Blog geführt und war ab dem zweiten Semester bei dem Relaunch von ZEITjUNG.de dabei. Dort habe ich dann eine Zeit lang das Politik- und Bildungsressort betreut. Nebenher musste ich immer noch Geld verdienen und habe bei Foot Locker Schuhe verkauft. Bei meinem Studium gab es zwei Praxissemester – Ich war dafür bei FOCUS Online und Sueddeutsche.de. Über Kontakte bin ich dann zum Münchner Merkur gekommen. Dort habe ich am Anfang viel Lokaljournalismus gemacht und konnte schon während meines Studiums als fester Freier arbeiten. Ich habe mich danach als Volontär beim Focus Magazin beworben, das hat erst nicht geklappt und ich habe mich ein Jahr lang noch weiter als Freier durchgeschlagen. Ein Jahr später habe ich es nochmal probiert und wurde genommen. Und jetzt sitzen wir hier.

Du hast mit einem Journalistik-Studium begonnen. War das im Nachhinein der richtige Weg oder hättest du, wenn du es dir nochmal aussuchen könntest, einen anderen Einstieg gewählt?

Negativ an meinem Weg war definitiv die finanzielle Belastung. Ich habe mir mein Studium selbst finanziert, das hat insgesamt um die 28000 € gekostet – die zahle ich immer noch ab. Der Vorteil eines Journalistik-Studiums ist sicherlich, dass man in viele verschiedene Schwerpunkte reinschauen kann. Also ein Semester Print, ein Semester Radio, ein Semester TV – da merkt man schnell, was einem Spaß macht. Außerdem steigst du im Praxissemester schon direkt in den Journalismus ein und knüpfst Kontakte. Es ist sicher nicht selbstverständlich ein Volontariat zum Beispiel bei FOCUS zu bekommen. Unterm Strich kann ich sagen, dass ich das Studium, abgesehen von der Geldfrage, nicht bereue. Aber auf jeden Fall würde ich mir inzwischen ein paar Alternativen mehr anschauen, bevor ich mich entscheide. Man hätte ja zum Beispiel auch Politikwissenschaften studieren und dann quer einsteigen können.

Was hältst du von dem Vorwurf, dass man Journalismus nicht studieren sollte, sondern es nur in der Praxis lernen kann?

Letztendlich ist Journalismus auch eine Art von Handwerk. Ich sehe manchmal Praktikanten, die von der Universität kommen und sicherlich gute Theoretiker sind, aber in der Praxis einfach keinen geraden Satz schreiben können. So etwas lernst du natürlich während eines Journalistik-Studiums. Aber diese ganzen Pauschalisierungen gehen mir sowieso auf die Nerven. Es gibt ja auch den Vorwurf, auf einer privaten Hochschule zu studieren sei noch viel schlimmer, als Journalismus überhaupt zu studieren. Aber das ist genauso Quatsch. Viele gute Leute, die ich kenne, haben an einer privaten Hochschule studiert und die haben fast alle einen guten Job.

Du hast schon viele verschiedene Redaktionen kennengelernt. Wie schätzt du die Branche ein? Knallhartes Haifischbecken oder geht es doch ganz human zu?

Ich kann nur für den Nachrichtenjournalismus sprechen. Beim Modejournalismus zum Beispiel ist die Situation sicherlich nochmal eine andere. Da geht es meiner Meinung nach auch viel um Neid und Äußerlichkeiten. Aber auch im Nachrichtenjournalismus muss man sich durchbeißen. Leute, die sich nicht durchsetzen können, haben für mich im Nachrichtenjournalismus nichts verloren. Es geht darum, Kontroversen anzustoßen oder auch mal da hinzugehen, wo es wehtut. Es gibt schon Machotum im Nachrichtenjournalismus, aber es ist humaner als viele denken.

Sollte man, um den Fuß in die Branche zu bekommen, für alles und jeden arbeiten oder nur dort, wo man auch inhaltlich dahinter steht? Sollte man bei Praktika auf Qualität oder Quantität setzen?

Das kommt darauf an, ob man weiß, wo man hin will. Ich würde mir bei Praktika schon gut überlegen, ob sie einem etwas bringen. Du verdienst wenig und dann sollte man wenigstens in einer Redaktion arbeiten, die einen interessiert. Wenn dir klar ist, dass du später zu einem seriösen Nachrichtenmedium willst, brauchst du kein Praktikum im Boulevard zu machen. Bei meinen Praktika bei FOCUS Online (was damals noch nicht so krawallig war), Sueddeutsche.de und Münchner Merkur ging das alles schon in dieselbe Richtung und das hat sicher nicht geschadet. Aber natürlich wächst man erst noch hinein und die Präferenzen können sich ändern. Dann ist es auch nicht schlecht, wenn man mehrere Dinge kennengelernt hat. Ich habe beim Münchner Merkur gemerkt, dass es sinnvoll ist nach ein, zwei Praktika auch mal dauerhaft in einer Redaktion zu bleiben. Bis du die Redaktionsstrukturen kennst und die Leute dich auf dem Schirm haben dauert das. Also lieber auf Qualität achten und in seinen Semesterferien auch mal durchschnaufen.

Du hast deinen eigenen Blog, auf dem du hauptsächlich über Gesellschaftsdebatten schreibst. Als wie wichtig erachtest du es, sich als Journalist auf Social-Media-Kanälen zu präsentieren?

Ich halte das für das Normalste der Welt. Du konntest auch nicht sagen, als die Schreibmaschine verschwunden ist: Nein, ich hol mir aber keinen Computer! Man geht mittlerweile davon aus, dass jemand, der sich in gesellschaftliche Debatten einmischt, sich auch online in die Debatten einmischt – und das zu Recht! Zumindest ein bisschen aktiv sollte man in den sozialen Netzwerken schon sein. Es muss ja nicht ein Blog sein. Für mich als Politikjournalist ist zum Beispiel Twitter ein super Medium. Da kann man ganz schnell Debatten anstoßen. Mit einem kontroversen Thema oder einer starken Meinung kann man schnell und leicht viele Leute erreichen. Klar gibt’s dafür dann auch mal Prügel. Aber ich bin jemand, der gerne provoziert und sich einmischt. Da muss man so etwas wegstecken können.

Gerade bist du Volontär bei dem FOCUS Magazin. Welchen Mehrwert hat für dich das Volontariat gegenüber deinem Studium?

Als Volo machst du die gleiche Arbeit wie jeder andere Redakteur auch, genießt aber so ein wenig Welpenschutz. Du hast die Möglichkeit, verschiedene Ressorts kennenzulernen. Außerdem habe ich gewusst, dass es sehr schwer ist, bei einem großen Medienunternehmen zu beginnen, wenn man aus dem Nichts kommt. Deshalb ist das eine gute Gelegenheit, um einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Wenn sich jemand für den Weg des Volontariats entscheidet, hast du ein paar Tipps und Tricks?

So viel mitnehmen, wie geht! Also nicht nur hinter seinem Schreibtisch sitzen, sondern auch mal in die Bildredaktion gehen und denen über die Schulter schauen. Ruhig mal private Gespräche führen, mit den Kollegen zu Mittag essen, Kontakte knüpfen. Das Schlimmste ist, unsichtbar zu bleiben. Aber vor allem sollte man sich nichts gefallen lassen. Stichwort: Kaffee kochen. Wenn Du eine Idee hast, dann schlag sie vor, wenn dich etwas stört, dann sprich es an und trau dich ruhig als Volontär eigenständige Entscheidungen zu treffen, wenn du sie für richtig hältst. Kurz gesagt: Sei da, sei präsent, hab Respekt, aber keine Angst.

Titelbild: Bro. Jeffrey Pioquinto, SJ via CC BY 2.0, Beitragsbild: © Ben Krischke

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