Er schreibt über das, was ihm selbst Freude macht: Mode, Restaurants, Reisen oder schnelle Autos. BRU’S ist ein klassischer Lifestyleblog. Aber eines ist doch anders. Bru ist 52 Jahre alt und dementsprechend sind auch seine Leser bereits älter. Erfrischend anders, als die meisten Lifestyleblogs der “Turnschuhfraktion”, wie Bru die Szene selber nennt. Wir haben ihn zum Interview getroffen und uns über Zielgruppen und Spezialisierung unterhalten.
Lieber Bru, kannst du dich und deinen Blog bitte einmal vorstellen?
Gerne! Ich bin 52 Jahre alt und blogge seit September letzten Jahres. Mein Blog richtet sich an Leute zwischen 30 – 59 Jahre, die etwas über Fashion, Lifestyle, Reisen, Autos, Boote und so weiter wissen wollen. Ich schreibe über das, was die großen Jungen eben lieben!
Warum hast du angefangen zu bloggen?
Ich wollte schon lange etwas Kreatives machen! Hauptberuflich bin ich in einer Bank angestellt und da braucht man Kreativität nicht wirklich. Die Idee, einen Blog zu machen, hatte als erstes meine Freundin. Die wollte eine Stilberatung eröffnen und um das zu schaffen, sollte man einen Blog haben. Wir haben dann mal recherchiert, wie die Konkurrenzsituation ist. Es gibt ja wirklich tausende Mädchenblogs und um da durchzustarten, muss man viel Glück haben. Deshalb habe ich vorgeschlagen, dass wir ja auch einen Männerblog machen könnten. Da gibt es kaum was, gerade für Ältere. Ich habe dann angefangen zu schreiben und das ging mir erstaunlich gut von der Hand.
Gab es Pannen beim Blogstart?
Die Technik ist definitiv die Schwierigkeit. Man sollte jemanden haben, der sich richtig gut auskennt. Das Design von einem Blog ist wie die Visitenkarte. Der erste Eindruck zählt und weil das so wichtig ist, haben wir uns Hilfe von Profis geholt.
Es gibt wahnsinnig viele Menschen, die über Mode und Lifestyle bloggen. Wie sticht man aus der Masse heraus?
Ich spreche ein anderes Publikum an als die meisten Lifestyleblogger. Wir haben zu Beginn fleißig recherchiert und festgestellt, dass es etwas wie meinen Blog noch nicht gibt. Immer, wenn etwas fehlt, dann wird es über kurz oder lang nachgefragt. Das ältere Publikum ist momentan noch eine Marktlücke und das haben wir erkannt. Wir sind jetzt bei den Allerersten dabei, das ist spannend und macht sehr viel Spaß.
Du setzt auf eine große Bandbreite an Themen. Warum spezialisierst du dich nicht?
Vielleicht ist es so, wie ich es mache, ein Fehler, keine Ahnung. Aber ich möchte über das schreiben, was mir Spaß macht. Wenn man sich eine ganz spezielle Nische sucht, in der noch keiner ist, auf die man aber gar keine Lust hat, dann wird das auch nichts. Es gibt viele Menschen, die sich mit Autos auskennen, aber die vielleicht keine Ahnung von Mode haben. Ich finde so viele Dinge spannend und möchte themenübergreifend informieren. Deshalb gibt es so viele Bereiche, über die ich schreibe. Im Endeffekt stelle ich eben meinen Lifestyle vor, den kann man mögen oder nicht.
Wie erstellst du in der Regel deine Bloginhalte?
Das kommt sehr darauf an, ob ich gegebene Fotos verwende oder selber welche machen muss. Wenn ich zum Beispiel von PR-Abteilungen welche bekomme, dann muss ich mir dazu eine neue Geschichte einfallen lassen. Wenn ich selber Fotos mache, dann ist es logischerweise aufwendiger. Dann brauche ich vor allem eine geeignete Location, muss da hinfahren und die Bilder machen.
Welche Social Media-Kanäle nutzt du, um deine Posts zu verbreiten?
Vor allem Facebook und Instagram. Wir twittern auch, aber am meisten nutzen wir Facebook. Dort ist eine ältere Zielgruppe. Aber wir haben Instagram am Anfang ehrlich gesagt ein bisschen unterschätzt, deshalb machen wir das jetzt mehr und mehr. Ich wundere mich zwar selber immer, wenn irgendwelche Mädelsblogs 200 Likes auf ihr Müsli am Morgen bekommen, aber anscheinend wollen die Leute das sehen. Ich poste auch ab und zu mein Essen, aber ich will meinen Blog lieber so darstellen, wie er auch wirklich ist.
Kommen die meisten deiner Leser über Facebook auf deinen Blog?
Das ist schwer nachzuvollziehen, aber was bei Facebook so erstaunlich ist: Wenn etwas geteilt wird, dann ist das wie ein Schneeballsystem. Die Kurve der Facebook-Leser geht mal sehr hoch und dann auch schnell wieder runter. Wir müssen da schon noch daran arbeiten und immer mal wieder etwas Neues ausprobieren.
Gibt es einen richtigen Plan oder eine Social Media-Strategie?
Wenn ich die Zeit finde, dann schreibe ich Beiträge vor. Es ist natürlich wichtig, zu schauen, was die Leute interessiert. Deshalb musst du über die Zeit deine Zielgruppe immer besser kennenlernen. Ich möchte mich aber trotzdem nicht komplett verbiegen, nur weil mal ein Beitrag super erfolgreich war.
Wie analysierst du. wer deine Zielgruppe ist?
Es gibt Google Analytics. Aber zu 100% kann man das nie wissen, weil du nicht weißt, ob alles stimmt, was die Menschen angeben. Zum Beispiel hatte ich gerade einen Beitrag zum neuen Mission Impossible Film und dachte, der passt genau zu meiner Zielgruppe. Das war aber nicht so, der Beitrag war unerfolgreich. Wahrscheinlich schreiben einfach zu viele andere Menschen auch über Filme. Persönliche Geschichten kommen eindeutig besser an. Aber da muss man sich natürlich genau überlegen, wie viel man von seinem Privatleben Preis gibt.
Auf welchen Social Media-Kanälen ist deine tendenziell etwas ältere Zielgruppe unterwegs?
Facebook funktioniert gut. Bei Instagram habe ich das Gefühl, dass sich die Leute sehr speziealisieren: Foodblogger, Fashionblogger, Reiseblogger, Autoblogger … Wir versuchen aber auch dort, die Vielfalt Aufrecht zu erhalten.
Verdienst du inzwischen Geld mit deinem Blog?
Ja, aber bei weitem nicht genug, um davon leben zu können. Wir versuchen den Blog erst seit ein paar Wochen zu monetarisieren. Wir wollten nicht gleich am Anfang damit Geld verdienen, sondern haben erst einmal Content kreiert und weil wir diese Inhalte haben, gehen wir jetzt raus und sprechen die Agenturen an oder werden angeschrieben.
Welche Werbeformen kommen für dich in Frage?
Sponsored Posts und Affiliate Links. Bannerwerbung gegen Bezahlung können wir uns durchaus auch vorstellen! Aber es muss passen. Ansonsten arbeiten wir auch mit Google AdSense, wo wir natürlich nicht selbst beeinflussen können, welche Anzeigen geschaltet werden. Der Leser bekommt die Werbung von Seiten angezeigt, auf die er zuvor geklickt hat. Wir aber wollen darauf achten, dass alles auf dem Blog zu unserem Look und den Produkten passt.
Du hast erwähnt, dass du auch selbst auf Firmen zugehst. Warum?
Das Schöne am Bloggen ist, dass man seine eigene Firma ist. Du kannst selbst entscheiden was und wie du alles machst. Und deshalb kann man auch mal von sich aus bei einem Unternehmen nachfragen. Ich kann das nur empfehlen.
Und ist es der große Traum, irgendwann davon zu leben?
Ja! Ich habe ja hauptberuflich einen anderen Job und ein Blog macht sehr viel Arbeit. Fotos machen, schreiben, posten. Wenn man das nicht gut organisiert, dann wird man wahnsinnig. Aber es lohnt sich und es macht jetzt schon sehr viel Spaß.
Was ist dein schönstes Blogging-Erlebnis bisher?
Es ist toll, wenn man das erste Mal Geld bekommt. Da ist man richtig stolz! Und einmal hat mich jemand in der Ubahn erkannt und angesprochen.
Was hast du dir mit deinem Blog für die Zukunft vorgenommen?
Wir wollen in Zukunft Videos machen, weil das super lustig ist. Das erste Video haben wir mit einem befreundeten Kameramann gemacht und die nächsten machen wir selber. Mal sehen, wie das ankommt. Wir wollen auf jeden Fall mehr Klicks erreichen und es wäre der Traum, irgendwann davon leben zu können.
Welche Tipps möchtest du angehenden Bloggern mit auf den Weg geben?
Wenn man etwas mit dem Herzen macht, dann wird es auch meistens gut. Planen kann man den Erfolg nicht. Und einfach nur hoffen, dass es funktioniert, wenn man dasselbe wie alle anderen macht, geht schief. Es lohnt sich sicher, den Markt vor dem Start zu analysieren. Wir haben uns auch am Anfang einen kleinen Buisnessplan zusammengeschrieben. Da haben wir festgehalten, was wir machen wollen, was die Konkurrenz macht, wer unsere Kunden sind und was die wollen. Ich persönlich würde nicht komplett planlos starten, aber selbst da sage ich: Wenn man es mit dem Herzen macht und fleißig ist, dann klappt es!
Weitere Lifestyle-Blogger im Interivew:
- Max und Fabian mit ‚Snobtop‘
- Frank mit ‚Frank Lin‘
- Sara mit ‚Sara Bow‘
- Vanessa mit ‚Vashionessa‘
- Esra mit ‚Nachgestern ist Vormorgen‘
- Yolanda und Anastasiya mit ‚VonZwei‘
- Riccardo mit ‚The fabulous life of Ricci‘
- Bojan mit ‚The stylish citizen‘
- Michael mit ‚The lost boy‘
- Svenja mit ‚MeineSvenja‘
- Susi mit ‚Größenwahn‘
- Diana mit ‚Modepuppen‘
BRU
Bildquelle: Alle Bilder © BRU’S World
Kurz und knapp auf den Punkt gebracht! Ich finde es auch sehr wichtig, dass man Spaß an der ganzen Geschichte hat – und da ist das Alter völlig nebensächlich. Mache es mit stuffblog nicht anders.
Bloggen kennt kein Altern – würde ich die Überschrift nennen