Wer nicht in der Masse der zahllosen Modeblogs untergehen will, braucht eine Besonderheit, etwas Spezielles, Einzigartiges. Wie beispielsweise der Blog von Susi. Größenwahn ist ein Modeblog speziell für große Frauen. Susi ist selbst 1,86 groß und will anderen Frauen helfen, sich wohl in ihrer Haut zu fühlen. Nicht trotz ihrer Größe, sondern gerade deshalb! Susi ist Journalistin, Moderatorin, Bloggerin und Stylistin aus Leidenschaft. Wir haben sie zum Interview getroffen und gefragt, warum man als Blogger auf ein ganz spezielles Nischenthema setzen sollte.
Liebe Susi, kannst du uns deinen Blog einmal vorstellen?
Mein Blog heißt Größenwahn und ist speziell für große Frauen. Also für Frauen ab circa 1,80 Metern Körpergröße, die keinen Bock mehr haben auf Hochwasserhosen oder zu kurze Ärmel. Frauen, die Tipps brauchen, wo sie ihre Kleidung kaufen können. Das ist eine Marktlücke! In England und Amerika gibt es ‘Tall-Blogger’ schon wie Sand am Meer. Deutschland ist da zurück und das habe ich entdeckt. Größenwahn gibt es seit einem Jahr und ich bin sehr zufrieden. Ansonsten bin ich noch für Zalando Stylistin und selbstständige Moderatorin und Texterin.
Warum hast du angefangen zu bloggen?
Angefangen habe ich als junge Mutter. Ich war geistig völlig unterfordert und habe mir gerne Modeblogs angeschaut. Meistens waren es Blogs von kleinen, dünnen Mädchen. Ich dachte mir ständig, dass mir das alles nicht passen wird. Nicht nur, weil ich sehr groß bin, sondern auch noch mit dem Babyspeck zu kämpfen hatte. Aus dieser Situation heraus habe ich mir gedacht: das kann nicht sein! Es gibt Plus-Size-Blogs, aber nichts für große Frauen. Der Blog war schon auch Selbstverwirklichung. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben die Zeit, mich mit den Problemen und Ansprüchen, die ich als große Frau habe, zu beschäftigen. Wenn das Kind dann im Bett war, konnte ich mich mit Mode beschäftigen und ein Netzwerk zu anderen großen Frauen aufbauen.
Was sind die ersten Schritte, die man machen sollte, wenn man einen Blog eröffnen möchte?
Ich habe mich ziemlich schnell durch die wichtigen Fragen gekämpft: Wer bietet Blogs an? Welche Pakete gibt es da? Welche Provider und Domains? Oh Gott, ich bin kein Programmierer! Aber innerhalb einer Woche hatte ich alles zusammen. Am Anfang waren die Formatierung und die Bilder noch nicht so prickelnd, aber das lernt man eben erst mit der Zeit. Mein Glück war, dass ich sofort über Facebook Publikum hatte, weil ich in die ganzen Gruppen für große Leute gepostet habe. Dadurch habe ich meinen Blog gepushed. Ich habe dort dann auch direkt gefragt, was die Menschen interessiert, was sie beschäftigt, was sie brauchen und tolles Feedback bekommen.
Hast du von Anfang an auf dieses spezielle Thema gesetzt oder hat sich das erst entwickelt?
Das stand von Anfang an fest! Ich wusste, dass mein Blog speziell für große Frauen sein soll, weil es so etwas noch nicht gab. Es gibt 1000 Fashionblogger, da kennt man sich ja gar nicht mehr aus. Es ist ein wahnsinniger Einheitsbrei! Da wollte ich nicht mitmachen. Ich wollte, dass die Mädels Selbstvertrauen haben, weil sie so groß sind. Der Name Größenwahn stand auch von Anfang an fest und ist zuerst auch angeeckt. Ich habe mitbekommen, wie andere gesagt haben, dass ich jetzt durchdrehe und auch noch meinen eigenen Blog brauche. Größenwahn lässt grüßen! Aber es geht bei dem Namen nur darum, dass die Größe im Leben einer großen Frau eine wahnsinnige Rolle spielt.
Würdest du anderen Bloggern empfehlen, ebenfalls auf ein Nischenthema zu setzen?
Unbedingt! Wodurch soll man sich denn sonst auszeichnen? Es gibt so viele Modeblogs von jungen, hübschen Berufstöchtern. Aber die sind halt austauschbar. Morgen kommt halt eine, die noch blonder, noch dünner und noch reicher ist. Man muss authentisch sein und sich mit Ecken und Kanten zeigen, das gefällt den Menschen. Zumindest langweilt es mich, wenn jemand nur perfekt ist. Man kann es sich schon anschauen, aber insgeheim hasst man die Person dann danach. Ich denkem alle Blogger, die im Moment in Deutschland erfolgreich sind, haben eine Nische.
Was sind die Reaktionen deiner Leser? Es geht ihnen wahrscheinlich nicht nur darum, Tipps für den passenden Schuhladen zu finden, sondern auch darum, dass du selbstbewusst durchs Leben gehst – vielleicht sogar ein Vorbild bist.
Es war nie geplant, dass ich sage: “Hey, schaut mich an, ich bin jetzt euer Vorbild!” Das hat erst Wellen geschlagen, als ich bei Shopping Queen im Fernsehen war. Danach haben mir Mädels geschrieben die erst 15, 16, 17 Jahre alt waren und gesagt haben, dass sie wegen ihrer Größe keiner mag. Die finden sich selbst hässlich und ich schau sie mir an und sie sind wunderschön! Da blutet einem das Herz, aber ich verstehe genau, wie sie sich fühlen. Deshalb ist es mein Ziel, dass das Schönheitsideal breiter gefächert ist. Ich will ihnen zeigen, was ihnen steht, wo sie einkaufen können und dass sie selbstbewusst sein können. Auf meiner Facebookseite ist eine richtige Community entstanden, auf der sich große Menschen austauschen und Tipps geben. Und es hat sich eben auch dahin entwickelt, dass die Menschen dankbar sind, dass ich ihnen Mut mache.
Hast du irgendwelche Fehler am Anfang gemacht oder Tipps und Tricks für den Blogstart?
Sich Zeit lassen, wenn erstmal keine Follower da sind oder es erstmal keinen interessiert. Natürlich sollte man schon einmal reflektieren, woran das liegen könnte, aber wenn du dir sicher bist, dass es nicht an dir liegt, dann mach dir keinen Stress. Es werden nicht nach zwei Monaten Leute kommen und dir 500 Euro anbieten, wenn du Werbung für ein Produkt machst. Man muss sich Zeit lassen und ganz sicher sein, dass man das auch will. Es werden immer Phasen kommen, in denen man keine Aufrufe hat, das darf man nicht zu ernst nehmen. Das musste ich auch erst lernen. Ich habe mich immer mit all den großen, tollen Blogs verglichen und mein Freund musste mich dann immer bremsen, weil ich zu perfektionistisch war und unbedingt auch so sein wollte.
Du hast schon erwähnt, dass Facebook ganz wichtig ist für dich. Auf welche Social Media-Kanäle setzt du noch?
Ich bin auf Instagram, aber ich bin nicht der richtige Typ dafür. Da gibt es zu viele Accounts, wo stylische Dekomädchen ihre cleanen, ordentlichen Bilder hochladen. Und so bin ich nicht! Ich bin die erste, die sich einen blauen Fleck holt. Auf Instagram poste ich wenig Bilder und die auch ohne Konzept. Wahrscheinlich müsste ich, um erfolgreicher zu sein, das besser in den Griff bekommen, aber darauf liegt nicht mein Fokus. Für mich ist Facebook wichtig. Ich poste täglich 2 mal mindestens. Pinterest habe ich auch, aber da würde ich nicht sagen, dass ich Follower bekomme.
Du bist Journalistin. Magst du uns kurz schildern, was du arbeitest und was du schon alles gemacht hast?
Nachdem ich mein Studium abgebrochen hatte, habe ich ein Volontariat bei dem Funkhaus in Ingolstadt angefangen und war danach 10 Jahre dort. Nach vier Jahren Radio bin zusätzlich zum Fernsehen, wo ich Nachrichten moderiert habe.
Wo siehst du die Verbindung aus Journalismus und Bloggen?
Viele Modeblogger sind auch bei einer Frauenzeitschrift und das merkt man an der Qualität der Beiträge. Man muss das ja nicht studiert oder gelernt haben, aber eine journalistische Ader zu haben hilft. Viele dieser Instagram-Schönheiten haben keinen Content und deswegen sage ich ganz klar: Ein Blog mit Content ist nicht von einer Bloggerin, sondern von einer Journalistin.
Und sollten gelernte Journalisten verstärkt auf Blogs setzen?
Nur, wenn sie etwas zu sagen haben. Nicht jeder Journalist möchte seine Freizeit auch noch am Computer verbringen. Es ist natürlich oft nicht dieselbe Leidenschaft dabei, wenn man sich nach neun Stunden Arbeit nochmal hinsetzt und schreiben muss oder noch ein Outfit shootet. Auch die Recherche für einen Blog dauert extrem lang. Viele machen es nicht, weil es sehr zeitaufwändig ist.
Auf welchem CMS läuft dein Blog und ist es empfehlenswert?
Ich habe WordPress und bin erst letzte Woche von wordpress.com auf wordpress.org umgezogen, weil ich jetzt auch Werbeanzeigen schalten und Affiliate Links einbauen will. Ich bin damit total glücklich. Ich kenne nur WordPress, aber ich habe schon oft gehört, dass Leute ganz glücklich sind, wenn sie beispielsweise von Blogger dorthin umziehen. Es gibt auf Facebook wahnsinnig viele Gruppen, in denen es um WordPress geht. Die kann ich nur empfehlen! Da sind total nette Menschen, die dir unentgeltlich weiterhelfen.
Wie verdienst du inzwischen Geld mit deinem Blog?
Was sollte man beachten, wenn man erste Einnahmen generieren will?
Als Erstes musst du dein Kleinunternehmer-Gewerbe anmelden. Dann bist du umsatzsteuerbefreit. Dann würde ich noch sagen, dass man sich vernetzen sollte. Sich umschauen, was die anderen verlangen, welche Klickzahlen man haben muss, was die Durchschnittspreise sind. Traut euch ruhig, nach mehr zu fragen, denn mehr als ein „Nein“ kann schließlich nicht kommen.
Was ist dein schönstes Blogerlebnis?
Ich habe über den Blog schon ganz viele, tolle Frauen kennengelernt. Ich habe kein spezielles Erlebnis, sondern es sind die vielen Mädels, die mir schreiben: “Susi, mein Selbstbewusstsein hat sich durch dich verändert, ich kann jetzt stolz auf mich sein, ich finde mich cool!” Das sind die persönlichen Geschichten, die einen berühren. Der Witz ist ja, dass ich Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie studiert habe und es mein Ziel war, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Dank meinem Blog lerne ich diese ganzen wunderbaren Frauen kennen, denen ich weiterhelfen kann.
Was würdest du angehenden Fashionbloggern mit auf den Weg geben?
Sucht euch eine Nische und überlegt, warum ihr das machen wollt. Oft wird den Bloggern Narzissmus vorgeworfen, aber wer auf lange Sicht Follower halten kann, der kann mehr. Da ist dann schon noch was dahinter. Entweder die Lust am Schreiben oder die Lust an der Mode. Irgendeine Leidenschaft musst du haben und dann mach dein Ding und bleib dabei!
Bildquelle: Alle Bilder © Größenwahn
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